Initiative ProBuch

Mitspracherecht der Basis

31. Januar 2008
von Börsenblatt
»Was unterscheidet Bücher von Thunfischdosen?« fragte die Initiative bei ihrem ersten Treffen. Mitbegründer Bernhard Rieger im Interview.
Strukturwandel, Konzen­tration und die Umwälzungen in der Buchbranche sind nicht erst seit Ihrer Veranstaltung Thema von Diskussionen. Was haben Sie anders gemacht als bisherige Diskussionsrunden? Rieger: Wir verstehen uns als offene Gruppe und haben viel Energie und Hartnäckigkeit in die Vorbereitungen gesetzt; dabei sind wir einen eher unkonventionellen Weg gegangen – etwa mit unserem »Appetitmacher« Thunfischdosen. Ein Unterschied zu thematisch ähnlichen Veranstaltungen liegt auch darin, dass wir Personen zusammengeführt haben, die normalerweise so nicht zusammentreffen. Wir haben neben Buchhändlern und Verlegern auch Autoren und ein öffentliches Publikum angesprochen; diese Bandbreite hat sich auch auf dem Podium abgebildet. Welches Fazit ziehen Sie nach der Veranstaltung? Rieger: Wir haben eine hohe Aufmerksamkeit bekommen. Unsere Initiative hat sich erst vor einem halben Jahr gegründet – bis vor wenigen Wochen waren wir noch völlig unbekannt. Und nun sind mehr als 100 Teilnehmer in die Seidlvilla gekommen! Nach der Veranstaltung haben sich beispielsweise Verlagsvertreter, Autoren und Rundfunkanstalten sehr interessiert bei uns gemeldet. Man muss aber auch ganz klar sehen, dass wir das, was wir thematisch an Breite erreicht haben, hinsichtlich der Tiefe der Diskussion nicht leisten konnten. Und leider ist es uns auch nicht gelungen, die Marktführer aufs Podium zu bekommen. Wie geht es jetzt weiter? Rieger: Wir sehen die Veranstaltung als Auftakt für viele weitere, die sich dann jeweils nur einem Teilbereich widmen. Wir denken an eine Diskussionsrunde auf der Leipziger Buchmesse, aber auch an weitere Runden in München. Zum Thema »Berufsbild des Buchhändlers« würden wir uns wünschen, auf einer der nächsten Veranstaltungen die Bildungsdirektorin des Börsenvereins, Monika Kolb-Klausch, auf dem Podium begrüßen zu können. Wie sehen Sie die Entwicklung Ihres Berufsstands? Rieger: Der Buchhandel ist in Bewegung, aber: Sind wir uns tatsächlich dessen bewusst, was da geschieht? Vor Kurzem ist in einer Stellenausschreibung von Hugendubel zum ersten Mal der Begriff des Medienverkäufers – anstelle des Buchhändlers – aufgetaucht. Es geht ganz klar um eine Umorientierung beim Marktführer. Und wir kämpfen angesichts dieser Umwälzungen für ein Mitspracherecht der Basis, der angestellten Buchhändler. Was sagt eigentlich Ihr Arbeitgeber zu Ihrem Einsatz? Letztlich greifen Sie auch dessen Ausbildungspraxis an … Rieger: Die Initiative ProBuch ist zum Teil aus einem Kreis von Hugendubel-Mitarbeitern heraus entstanden. Wir haben uns von Anfang an mit unseren Überlegungen an unseren Arbeitgeber gewandt. Ich erwarte, dass diese Offenheit honoriert wird. Uns geht es um konstruktive Kritik, ganz auf der Linie der »Unternehmensgrundsätze« von Hugendubel, die uns Mitarbeiter hierzu explizit ermutigen und geradezu auffordern.