Innovation

„Wir wollen digitale und analoge Welt vermählen“

23. Juli 2015
von Börsenblatt
300 Rezepte, 400 Fotos - und knapp 40 Videofilme, die via QR-Code und App die wichtigsten Grundtechniken des Kochen erklären: Der Zabert Sandmann Verlag bringt unter dem Titel „Kochen - Die neue digitale Schule“ ein multimediales Kochbuch auf den Markt, das nicht nur in detaillierten Step-by-Step-Fotos zeigt, worauf es ankommt, sondern zum ersten Mal auch in Verbindung mit einer Online-HD-Videokochschule. Verleger Friedrich-Karl Sandmann über „die smarteste Revolution seit der Erfindung des roten Löffels“.

Wie sieht für Zabert Sandmann das Kochbuch der Zukunft aus - print, digital oder eine Kombination aus beidem?
Nicht ganz einfach zu beantworten. Grundsätzlich denke ich, dass Kochbücher auch in Zukunft vor allem authentisch sein müssen, einen Kopf, also einen Autoren, eine Persönlichkeit hinter den Rezepten brauchen. Sonst werden die Titel  austauschbar.
Ich glaube, dass das gedruckte Buch nicht an Attraktivität verlieren wird, aber wir müssen den Bedürfnissen der Nutzer Rechnung tragen. Und wir werden auch in Zukunft Vorreiter sein in der digitalen Welt.

Ihre digitale Kochschule kommt ohne Küchenprominenz aus …
Ja, denn da liegt die Sache anders: Mit  diesem Konzept will ich an die eigene Verlagsgeschichte anknüpfen – an unsere Kochschule „Der rote Löffel“, vor rund 30 Jahren als erstes Zabert Sandmann-Buch erschienen und ein Welterfolg, eine Marke mit eigener Strahlkraft. Ich habe lange überlegt, wie man ein solches Buch in die heutige Zeit übertragen kann – als Vermählung von digitaler und analoger Welt. Und das ist uns gelungen: QR-Codes stellen über die Rezepte die Verbindung zu den wichtigsten Grundtechniken mit Online-HD-Videos her.  Mit der kostenlosen App kann sich der Nutzer die knapp 40 Videos auch direkt aufs Handy oder aufs Tablet laden. Eine Website wird es natürlich auch geben, und um sich die Videos anschauen zu können, rubbelt man seinen persönlichen PIN-Code im Buch frei.

Die neue Schule ist sehr aufwändig produziert. Was war Ihnen dabei ein besonderes Anliegen?
Wir wollten es gleich richtig machen. Wir wollten nicht nur ein smartes Buch mit Videoverknüpfung produzieren, sondern den digitalen Auftritt so innovativ und benutzerfreundlich wie möglich gestalten. Dazu gehören: Die Printform plus brillante Videos in Full-HD-Qualität, die mobile Anwendung, der stimmige Internetauftritt, das Multimediapaket für den Handel. Unsere Leser und Zuschauer sollen immer und überall Zugriff auf unsere Rezepte und Zubereitungsarten haben. Zudem haben wir die Videos und das Fotokonzept im Buch ästhetisch aufeinander abgestimmt. Jetzt ist nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch alles aus einem Guss.

Was macht einen Haushaltswarenhersteller wie WMF zu einem attraktiven Partner für ein multimediales Kochbuch?
WMF ist eine starke Marke mit hohem Kompetenz- und Qualitätsimage. Das ist für uns sehr interessant. Umgekehrt hat WMF die Möglichkeit, sich mit einem solchen Projekt auf einen Streich in der modernen digitalen Kochwelt zu positionieren. Beispielsweise werden einige Videos aus dem Kochbuch in die Homepage von WMF eingebunden. Und  im Gegenzug werden die Bücher natürlich auch in den WMF-Shops verkauft.

Das Produkt ist erklärungsbedürftig. Wie bringen Sie es dem Buchhandel nahe?
Unsere Multimedia-Kochschule müssen wir nicht nur den Händlern, sondern natürlich auch den Kunden erklären, die sich in der Buchhandlung nach einem Kochbuch umsehen. Dafür stellen wir zum Beispiel digitale Bilderrahmen zur Verfügung, um die Qualität des Videomaterials vorzuführen und um das Konzept des Kochbuchs auf einem visuellen Weg zu erklären. Außerdem bewerben wir den Titel auch mit einer ausgeklügelten viralen Marketingkampagne im Netz. Für den Buchhandel haben wir einen speziellen Flyer entwickelt, der den Aufbau des Kochbuchs erklärt. Von den digitalen Bausteinen ganz abgesehen, ist es ja auch keine normale Rezeptsammlung, sondern eine Kochschule. Wer einmal weiß, wie man eine gute Tomatensauce macht, kann daraus unendlich viele Varianten ableiten. Wir erklären das Prinzip des Kochens.

Wie ist die Resonanz auf das multimediale Kochbuch?
Außerordentlich gut. Im Buchhandel hilft uns dabei natürlich die starke Marke des „roten Löffels“, den viele Sortimenter kennen. Ein sehr schönes Kompliment für das Konzept kam jüngst von einer Online-Buchhändlerin bei Weltbild: Sie meinte sofort, das Buch sei geradezu ideal, um es von der eigenen Mutter geschenkt zu bekommen. Denn die habe selbst früher mit dem „roten Löffel“ gekocht und jetzt die Möglichkeit, ihrer mit Smartphone und iPad ausgestatteten Tochter ein Kochbuch an die Hand zu geben, das didaktisch genauso gut gemacht und technisch absolut auf der Höhe der Zeit ist. Aber auch bei unseren internationalen Lizenzpartnern stoßen wir auf enormes Interesse.


Wird es auch ein E-Book geben?
Ja, zunächst in einer einfachen Variante für 9,99 Euro, ohne Videos. Ende November soll dann ein richtig schickes Enhancend E-Book folgen, bei dem die Filme eingebunden sind -  mit einer tollen Navigation.

Mit 24,95 Euro ist die multimediale Kochschule, mit Blick auf die aufwändige Produktion, moderat kalkuliert. Werden Sie Ihre Investitionen wieder einspielen können?
Über den Preis haben wir in der Tat lange diskutiert. Ich war allerdings der Meinung, dass wir ihn, wenn wir eine entsprechende Auflage erreichen wollen, nicht zu hoch ansetzen dürfen. Das ist reine Abwägungssache. Die Crux ist doch die: Jeder möchte auf dem neuen digitalen Markt mitmischen – aber keiner will ein Risiko eingehen. Wir wagen etwas – und ich hoffe, dass wir dafür belohnt werden.

 

Interview: Sabine Cronau

Wie die digitale Kochschule auf dem Bildschirm aussieht, sehen Sie in diesem Trailer.