Insolvenzverfahren beantragt

LesensArt tritt ab

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Buchhandlung LesensArt Rüdiger Wenk GmbH hat beim Amtsgericht Münster die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Das Amtsgericht hat daher gestern als vorläufigen Insolvenzverwalter Betriebswirt Ulrich Zerrath aus Recklinghausen bestellt.

Zerrath sei derzeit mit Sachbearbeitern dabei, sich einen Überblick über Schulden, Verbindlichkeiten und die finanzielle Lage von LesensArt zu verschaffen, hieß es auf Anfrage von boersenblatt.net. Die Buchhandlung könne ab sofort nur noch mit seiner Zustimmung über Gegenstände ihres Vermögens verfügen. 

Seit gestern liefert Libri nicht mehr an LesensArt. Schuldnern von LesensArt (Drittschuldnern) wird verboten, an die Buchhandlung zu zahlen, heißt es weiter in der Bekanntmachung des Amtsgerichts Münster. Der vorläufige Insolvenzverwalter werde ermächtigt, Bankguthaben und sonstige Forderungen der Schuldnerin einzuziehen sowie eingehende Gelder entgegenzunehmen. Das Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der im Handelsregister des Amtsgerichts Coesfeld eingetragenen Buchhandlung LesensArt Rüdiger Wenk GmbH ist beim Amtsgericht Münster unter dem Aktenzeichen: 81 IN 36/15 eingereicht worden.

Der Gesamtbetriebsrat von LesensArt berät gerade in Göttingen über das weitere Vorgehen. "Wir Mitarbeiter wurden nicht von der Geschäftsführung informiert, sondern haben aus der Zeitung davon erfahren", sagt Olaf Keith, Sprecher des Gesamtbetriebsrats. "Mit unseren juristischen Beiständen sind wir dabei, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Interessen der Mitarbeiter zu wahren." Wer das Insolvenzgeld zahlt, ob es eine nennenswerte Insolvenzmasse gibt, welche rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden können, wie es für die mehr als 350 Mitarbeiter weitergeht, all diese Fragen sind zu klären. Am morgigen Freitag wird sich Keith zufolge der Betriebsrat mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter treffen.

Hintergrund

Die LesensArt Rüdiger Wenk GmbH, Ahaus, hatte Anfang März rückwirkend zum 1. Februar 67 Weltbild-Filialen (und rund 400 Mitarbeiter) übernommen, wollte die Filialen nach eigener Aussage neu aufbauen. Bereits damals kündigte Rüdiger Wenk jedoch gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" an, dass rund 20 Prozent wirtschaftlich gefährdet seien. Ende Mai erfolgten dann mit den Läden in Rostock und Balingen die ersten Schließungen, nahezu im Wochentakt wurden dann weitere dicht gemacht − zuletzt gestern die Filiale in Dortmund. Derzeit gibt es noch 55 Filialen.

Bereits Ende Juni hatte Gesamtbetriebsratssprecher Olaf Keith angesichts der Entwicklungen erklärt, dass "der Gesamtbetriebsrat alle Standorte als gefährdet" betrachte. Die Abwicklung aller Filialen werde zu einem immer wahrscheinlicherem Szenario, befürchtete der GBR. Am 26. Juni hatte sich der GBR dann in einem offenen Brief an die Droege-Gruppe und den Weltbild-Minderheitsgesellschafter Arndt Geiwitz gewandt und um Unterstützung gebeten − und keine Antwort erhalten.

Eine Chronik der Weltbild-Misere in Bildern finden Sie hier!