International Congress of Young Booksellers

Begeisterung tanken

27. Mai 2015
von Sabine Schmidt
Der International Congress of Young Booksellers findet in diesem Jahr in Köln statt: Junge Buchhändler aus sieben europäischen Ländern besuchen gemeinsam Verlage und Buchhandlungen, um zu lernen und sich auszutauschen.

Einer ihrer Veranstaltungsorte ist die Buchhandlung WortReich in Kerpen-Horrem bei Köln. Buchhändler Dennis Witton begrüßt hier seine 15 Gäste, die ihm gegenüber sitzen, einige auf Stühlen, die anderen auf dem Boden. Er spricht über eines der wichtigsten Alltagsthemen: Wie geht man mit Kunden um? „Entscheidend ist es, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, zu erfahren, welche Bücher sie zuletzt gelesen und welche sie gefesselt haben, um sie beraten zu können“, empfiehlt er. Ihm hören junge, aber auch schon erfahrenere Buchhändler aus sieben europäischen Ländern zu: aus Großbritannien, Österreich, Dänemark, Finnland, Tschechien, Lettland und Deutschland.

Dann klingelt das Telefon, und Dennis Witton entschuldigt sich: Seine Mitarbeiterin ist krank, deshalb ist er, anders als geplant, allein im Geschäft. Er geht ans Telefon und nimmt die Bestellung für Veranstaltungskarten an. Der Kunde geht vor, um ihn dreht sich schließlich das Geschäft: Das ist gleich die Praxis zu dem, was er vorher erklärt hat. Bald kommen immer mehr Menschen in den Laden, aber der Wechsel zwischen Englisch und Deutsch, zwischen Gästen und Kunden, bleibt entspannt. Die Kunden werden bedient und haben nicht das Gefühl, ihn zu stören; und die Gäste aus dem Ausland diskutieren in den Pausen einfach weiter über die Themen, die Dennis Witton angesprochen hat: der Umgang mit Kunden und Verkaufsgespräche.

Valentin Hammershøi ist unter ihnen, Auszubildender und Buchhändler des Jahres aus Dänemark. Dabei ist auch Birgit Breitenlacher aus Österreich. Ihre Lehrzeit liegt schon eine Weile zurück, aber sie hat vor drei Jahren ihre eigene Buchhandlung eröffnet und fühlt sich seitdem wieder in der Ausbildung. „Ich nehme zum dritten Mal am International Congress of Young Booksellers teil und habe bei allen Treffen sehr viel für mich mitgenommen“, sagt sie.

Der Blick über den nationalen Tellerrand spielt bei den Treffen eine große Rolle, die jedes Jahr in einem anderen Land stattfinden. Das erste, was die Gäste ansprechen, als sie sich nach dem Gespräch mit Dennis Witton in seiner Buchhandlung umschauen, ist dann auch die Buchpreisbindung in Deutschland. „Das ist hier wie im Paradies“, meint der Finne Antti Pyykkönen, der seinen Laden gerade geschlossen hat und versucht, sich mit Online-Verkäufen über Wasser zu halten. „Wie bringe ich Bücher zum Leser?“, diese Frage, über die der deutsche Buchhändler gerade gesprochen hat, bedeutet, zumindest teilweise, in Helsinki etwas anderes als in Kerpen oder Riga, wo sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erst wieder ein Buchmarkt etablieren musste.

Für Stoff zum Nachdenken und Lernen sorgen in diesem Jahr die Buchhändlerinnen Simone Klibingat und Anna Kristkeitz: Auch sie haben schon mehrfach an dem Kongress teilgenommen, sind von der Mischung aus Information, Austausch und Netzwerken überzeugt und haben das diesjährige Treffen vorbereitet. Auf dem Programm stehen Besuche bei den Kölner Verlagen Kiepenheuer & Witsch sowie Bastei Lübbe. Buchhändlerin Dorothee Junck erklärt den „young booksellers“ die Kampagne „Buy local“, Anna Broermann vom Börsenverein spricht über „Vorsicht Buch“, und es ist eine Gesprächsrunde mit Kyra Dreher geplant, Ko-Präsidentin der European and International Booksellers Federation (EIBF).

Es geht um Anregungen und Informationen, aber auch um die Begegnung mit Kollegen und den freundschaftlichen Austausch. Und um das, was sie alle verbindet: „Wo auch immer man mit Büchern handelt – man muss begeistert sein von ihnen und vom Lesen“, sagt Anna Kristkeitz. „Wir alle sind Buchverrückte, bestätigen uns darin bei unseren Treffen und tanken Begeisterung.“