Was macht einen guten Buchhändler heute aus?
Riethmüller: Er hat eine gute Ausbildung, interessiert sich für Bücher, stöbert und informiert sich auch mal im Internet und er begreift sich als Kaufmann, der seine Ware kennt und sie gegenüber dem Kunden beratend anbietet. Er muss sich immer fragen: Haben wir die Titel im Laden, die wir tatsächlich verkaufen? Und er darf sich fragen: Welche hochwertigen Titel kann ich verkaufen? Es geht also darum, den Einkauf richtig zu steuern.
Wie wichtig ist Beratung denn wirklich?
Riethmüller: Ohne Zweifel gehört sie zu den Kernqualifikationen. Aber Beratung ist nicht alles. Kundenservice, also kleine Rabatte, Kundenkarten und freundliches Auftreten der Angestellten sind ebenso wichtige Faktoren.
Für die Osiandersche bleibt also Ausbildung weiterhin ein wichtiger Faktor?
Riethmüller: Natürlich! Aber man muss auch hier neue Wege gehen. Wir haben etwa jedem Mitarbeiter jetzt angeboten, an einem Theaterprojekt mitzumachen. Zehn Tage lernt man da unter Anleitung einer Theaterpädagogin selbständig aufzutreten und seine Körpersprache zu beherrschen. Diese Kompetenz ist ebenso wichtig, wie dem Kunden ein Buch im Gespräch näher bringen zu können.
Börsenblatt: Wie sieht der Beruf des Buchhändlers in Zukunft aus?
Riethmüller: Wir müssen wirtschaftlich arbeiten. Das heißt konkret, an den Kassen benötigt man keine Buchhändler, sondern auf den Verkaufsflächen. Ich stelle mir den Beruf des Buchhändlers also ganz professionell vor. Und so etwas läuft nur über hervorragend qualifizierte Mitarbeiter.
