Interview

"Wir fühlen uns gut ausgestattet"

24. Juli 2015
von Börsenblatt
Lübbe hat seine Suche nach einem Partner beendet. Über die neuen Wege der Kapitalbeschaffung, über organisches Wachstum und mögliche Zukäufe, sprach boersenblatt.net mit Thomas Schierack, Kaufmännischer Geschäftsführer der Verlagsgruppe Lübbe.
25 Mitarbeiter werden entlassen, zugleich will Lübbe zukaufen - das hört sich zunächst befremdlich an... Schierack: Darin mag ein gewisser Widerspruch liegen, aber nur auf den ersten Blick. Mit 190 Mitarbeitern waren wir in manchen Bereichen einfach überbesetzt. Die Kernbereiche Lektorat und Vertrieb bleiben vollständig erhalten - und mit dann 165 Mitarbeitern ist Lübbe personell immer noch stärker besetzt als vergleichbare Verlage. Die andere Seite der Medaille ist: Wir müssen wachsen, um am Markt bestehen zu können. Und eine Möglichkeit des Wachstums sind nun mal Zukäufe. Der Grund für die Suche nach einem strategischen Partner waren fehlende finanzielle Mittel, um stärker wachsen zu können. Jetzt bleibt Lübbe eigenständig. Woher kommt nun das Geld? Schierack: Zum einen haben wir unsere 49-Prozent-Beteiligung am Deutschen Rätselverlag an den Gong Verlag verkauft, der bisher schon Mehrheitseigner war. Dann haben wir zwei Banken gefunden, die ein verlagsspezifisches Finanzierungsmodell für uns entwickelt haben, d.h. unser Kreditrahmen hat sich erheblich erweitert. Zudem wollen wir unsere Vertriebskraft künftig auch anderen Verlagen anbieten. Die Gespräche dafür laufen auf Hochtouren. Wie groß ist der neu gewonnene Spielraum? Schierack: Sie werden nicht erwarten, dass ich Ihnen eine Summe nenne. Nur soviel: Wir fühlen uns gut ausgestattet. Geld ist also da. Haben Sie Ihre Einkaufstour schon geplant? Schierack:Mittelfristig wollen wir uns durchaus nach Verlagen umsehen, die zu uns passen. Ein Engagement in dieser Richtung will aber gut überlegt sein, denn Sie kaufen ja nicht nur Titel und Autoren, sondern auch die Strukturen und das Personal des Unternehmens. Reichlich Geld kostet es sicher auch, die Lizenzverträge für die Lübbe-Bestseller-Autoren zu erneuern... Schierack: Mit Ken Follett haben wir soeben einen Vertrag für drei neue Bücher abgeschlossen; viele andere Verträge haben ohnehin lange Laufzeiten. Allerdings läuft die Vereinbarung mit Dan Brown nach dem nächsten Buch aus. Und wir wollen natürlich auch neue Autoren für uns gewinnen. Wenn Random House Dan Brown haben will, ist Lübbe aus dem Rennen, oder? Schierack: Schauen wir mal. Vielleicht gibt es ja auch alte Verbundenheiten. Schließlich haben wir Dan Brown in Deutschland bekannt gemacht. Zudem sind wir neben einem norwegischen Verlag der einzige Verlag, der sämtliche Bücher von Dan Brown verlegt hat. Außerdem können und werden wir mitbieten. In der Pressemitteilung, die Lübbe heute verschickt hat, ist auch von einer Erweiterung des publizistischen Spektrums die Rede. Was ist damit gemeint? Schierack: Lübbe will nicht ins Fernsehgeschäft einsteigen. Gemeint sind die gar nicht mehr so neuen Neuen Medien, also E-Books / Downloads. Das ist ein kapitalintensiver Markt, den man nicht verpassen darf.