Interview

Heymann verkauft bei Harbour Front: »Es geht um Präsenz und Imagepflege«

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Buchhandlung Heymann ist Partner des Literaturfestivals Harbour Front. boersenblatt.net sprach mit Christian Heymann über seine Erfahrungen mit Literaturveranstaltungen, sein Engagement für Harbour Front und die Resonanz der Festivalbesucher. 

Sie sind der Buchhandelspartner des Literaturfestivals Harbour Front, das in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindet. Was sprach für Sie und nicht für die Mitbewerber?
Christian Heymann: Wir verfügen über langjährige Erfahrungen in der Programmorganisation – pro Jahr veranstalten wir selbst bis zu 65 Autorenlesungen –, wir haben also gelernt, worauf es ankommt. Auch dafür wurden wir im vergangenen Jahr als »Buchhandlung des Jahres« ausgezeichnet. Darüber hinaus mag für die Festival-Initiatoren ausschlaggebend gewesen sein, dass wir die gesamte Logistik vor Ort haben. Außerdem bringen wir das Wissen als Buchhandelspartner der Vattenfall Lesetage mit sowie als Kooperationspartner des Hamburger Krimifestivals. 

Ihre eigene Veranstaltungsreihe „Heymann live“ bringt regelmäßig Bestseller-Autoren und literarische Entdeckungen nach Hamburg. Haben Sie jetzt auch Autoren für Harbour Front eingeladen?
Christian Heymann: Bei fünf Lesungen treten wir als gemeinsamer Veranstalter auf. Aber unsere eigene Veranstaltungsreihe lassen wir im September ruhen, weil es unsinnig wäre, Harbour Front Konkurrenz zu machen. Alle Autoren, die uns von den Verlagen für Lesungen angeboten wurden, haben wir an Harbour Front abgegeben. So beispielsweise Cornelia Funke, die in Hamburg immer unser Gast war – auch dank der guten Beziehungen, die wir zum Hause Oetinger haben.

Das Programm haben Niko Hansen, Heinz Lehmann und Peter Lohmann gemacht. Sie sind in der Rolle des Dienstleisters. Welchen Part übernehmen Sie bei der Veranstaltungsorganisation und –betreuung?
Christian Heymann: Wir betreuen 87 Büchertische und haben insgesamt 30 Mitarbeiter im Einsatz, nicht nur eigene, sondern auch externe, die wir eigens dafür geschult haben. An jedem Büchertisch haben die Festivalbesucher die Gewissheit, auch einen Buchhändler anzutreffen, der bei den Serviceleistungen von externen Mitarbeitern unterstützt wird. Ein Mitarbeiter ist pausenlos mit einem Bücherwagen unterwegs, um Bücher zu liefern und wieder abzuholen. Wir müssen die Ware vorfinanzieren, nach dem Verkauf abrechnen, und dann müssen die überzähligen Exemplare remittiert werden.

Verdienen Sie etwas beim Bücherverkauf?
Christian Heymann: Sie wissen wahrscheinlich selbst, dass man dabei keine Umsätze macht. Es geht um unsere Präsenz und natürlich auch um Imagepflege. Aber wir sehen unseren Einsatz nicht als bloße Marketingaktion, sondern in einem umfassenderen Sinne: Wir wollen zeigen, wie leistungsfähig der Buchhandel sein kann. Das ist für uns auch eine Verpflichtung.

Was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitern?
Christian Heymann: Dass sie die buchhändlerische Leidenschaft zeigen, wie tagtäglich in unseren Filialen. Letztlich beweisen sie dadurch auch, wie gut sie ausgebildet sind. Wir gehören noch immer zu den Buchhandelsbetrieben, die selbst ausbilden. Vor einigen Jahren haben wir für Hamburg den »Azubi des Jahres« gestellt – quer über alle Branchen hinweg.

Haben Sie sich auch finanziell an dem Festival beteiligt?
Christian Heymann: Wir sind kein Sponsor, haben aber eine Ausfallbürgschaft in Höhe eines sechsstelligen Euro-Betrags übernommen. Je mehr Kosten durch Einnahmen – an denen wir nicht beteiligt sind –  wieder eingespielt werden, desto geringer wird die Ausfallsumme.

Wie ist bisher die Resonanz beim Publikum?
Christian Heymann: Sehr positiv, was mich für Peter Lohmann, Nikolaus Hansen und die Autoren sehr freut. Manche Veranstaltungen sind bereits im Vorfeld ausverkauft, andere finden ihr Publikum, das sich im Sinne des Festivalgedankens spontan entscheidet, am jeweiligen Abend. Ich selbst besuche so viele Lesungen wie möglich, bin ganz entspannt und kann ruhig schlafen.