Interview

Linsencurry statt Mensa

23. Juli 2015
von Börsenblatt
"Wohlfühlküche" für Studenten und andere gewiefte Schnellköche bereitet Katerina Dimitriadis in "Käts Studentenküche" (Dorling Kindersley) auf – vom "Langschläfer Frühstück" bis zum "Brain Food". Ein Gespräch mit der Autorin.

Bei Studenten und Essen denkt man erst mal an Studentenfutter und Dosenravioli. Liest man Ihr Buch "Käts Studentenküche" dann scheint sich beim Ernährungsbewusstsein einiges geändert zu haben.
Katerina Dimitriadis: Aus meinem eigenen Umfeld weiß ich, dass es sowohl Studenten gibt, die gerne kochen und sich gesund und bewusst ernähren. Auf der anderen Seite finden sich aber auch immer noch junge Menschen, die wenig Wert auf ausgewogene Ernährung und selbst gekochtes Essen legen. Die Rezepte im Buch sind deshalb für beide Zielgruppen angelegt. Es gibt ein bisschen anspruchsvollere Gerichte für die, die schon Erfahrung hinter dem Herd haben, aber auch viele einfache Rezepte, die den Kochunerfahrenen ein Erfolgserlebnis verschaffen und zeigen wie einfach es ist, sich mit natürlichen und günstigen Zutaten gesund und vor allem lecker zu ernähren.
 
Sie betreiben in Nürnberg mit Ihrer Mutter und Schwester ein Restaurant. Was servieren Sie hier Ihren Gästen?
In unserem Restaurant ist uns vor allem die Frische der Produkte wichtig. Wir bieten moderne, zum Teil etwas ausgefallene Gerichte an. Und natürlich standen mir meine Mama und meine Schwester auch bei der Entstehung des Kochbuchs mit Rat und Tat zur Seite. Aber bei dem Großteil der Rezepte handelt es sich um Gerichte, die ich mir selber ausgedacht habe.
 
Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee, ein Kochbuch für Studenten zu schreiben?
Als ich ein Praktikum bei der Campusredaktion der "Nürnberger Nachrichten" machte, wollte ich meine Erfahrungen aus dem Restaurant mit meinem Studentendasein verbinden und so wurde die Kochrubrik "Käts Studentenfutter" geboren. Nachdem einige meiner Rezepte in der Zeitung veröffentlicht wurden, kam mir die Idee, daraus ein richtiges Studentenkochbuch zu machen. Deshalb schrieb ich Verlage an und stieß auf das Interesse von Dorling Kindersley.
 
Wie kommt man eigentlich vom Kochen zum Studium der Politik- und Buchwissenschaft?
Unser Restaurant eröffneten wir, als ich gerade in die zwölfte Klasse des Gymnasiums ging. Deshalb spielte ich nach dem Abitur auch mit dem Gedanken, eine Ausbildung zur Köchin zu machen. Auf der anderen Seite war der Beruf der Journalistin auch schon immer ein Traum von mir. Ich hatte also das Ziel vor Augen, das Kochen mit dem Journalismus verbinden zu können. Mein Kochbuch ist hierbei schon ein riesiger Schritt in die richtige Richtung.
 
Sie haben Ihr Kochbuch in originelle Rubriken unterteilt, etwa "Langschläfer Frühstück", "Brain Food", "WG-Küche" etc. Die Food-Abbildungen sprechen durchaus den Gaumen an, sind zudem mit witzigen Fotos und poppiger Typographie garniert. Wie lange haben Sie an diesem Konzept gearbeitet?
Wir, die Fotografin Pilar Schacher, die Grafikerin Andrea Schindler und ich haben uns seit Oktober letzten Jahres etwa einmal im Monat getroffen um in fünfstündigen Brainstorming-Sessions jeweils ein Kapitel Seite für Seite durchzusprechen. So konnte jedes Rezept individuell ins Buch eingebaut werden. 
 
Ihre Rezepte sind eher an der italienischen Küche orientiert. Deftige Hausmannskost à la Schweinebraten scheint Ihnen nicht zu liegen?
Das stimmt, an den urigen, deutschen Gerichten habe ich mich weniger orientiert, obwohl das klassische Schnitzel mit Kartoffelsalat natürlich nicht fehlen darf. Mir war es wichtig, dass meine Rezepte alltagstauglich und gesund sind. Nicht zu schwer, nicht zu fettig, leichte Wohlfühlküche, die aber auch Ausnahmen kennt. Und da bietet der Mittelmeerraum natürlich viele Anregungen, was wohl auch mit meiner Herkunft zusammenhängt.
 
Darf man Ihre Gerichte im Buch nur mit Bier und Cola herunterspülen, oder darf’s auch mal eine gute Flasche Wein sein?
Dass Studenten ihr Essen "mit Bier und Colas herunterspülen" ist für mich ein alt eingefahrenes Klischee. Mein Kochbuch will sich von so einem Denken lösen. Denn ich bin sicher, dass es Studenten gibt, die zu ihrer Zucchiniquiche einen kühlen Weißwein bevorzugen, andere wieder finden weder Gefallen an Alkohol noch an Cola.
 
Welches ist Ihr Lieblingsrezept im Buch? Und welches würden Sie für den anstehenden Herbst empfehlen?
Meine Lieblingsgerichte sind die Rezepte, die ich aus meiner Kindheit kenne und mit denen ich so viele schöne Erinnerungen verbinde, wie etwa mit dem griechischen Bohneneintopf oder dem leckeren Spinatreis meiner Oma. Im Herbst hingegen finde ich es toll, mit Kürbis zu kochen. Der ist günstig und man kann eine Menge daraus machen, wie etwa Kürbismuffins mit Walnussbutter oder ein Linsencurry mit Kürbis.
 
Sie bringen nicht nur Rezepte im Buch, sondern geben auch Tipps zum Einkauf, zur Basisausstattung einer Küche und erklären, wozu ein Kühlschrank da ist. Kann man nach der Lektüre von "Käts Studentenküche" noch irgendetwas falsch machen?
Der Anspruch des Buches ist es, durch die Bandbreite an Rezepten und die Zusatztipps, eine "Kochfibel" für Studenten zu schaffen. Deshalb bin ich sicher, dass mit Hilfe von "Käts Studentenküche" nichts mehr schief gehen kann – zumindest in der Küche!
 
Mit Hilfe eines QR-Codes, der jedes Rezept im Buch ergänzt, lässt sich die Einkaufsliste schnell aufs Smartphone holen. Wie steht es da in der digitalen Welt um die Zukunft des klassischen Kochbuchs?
Als Buchwissenschaftlerin habe ich mir dazu natürlich auch meine Gedanken gemacht. Aber die App ersetzt das Kochbuch ja nicht, sondern ergänzt es nur auf sehr praktische Weise. Ich glaube, wie bei allen Büchern, greift auch auf dem Kochbuchmarkt der Trend: "Als Buch, im Web, als App". Die verschiedenen Präsentationsformen ergänzen einander, anstatt sich zu verdrängen und bilden dadurch einen ungemeinen Mehrwert für den Nutzer.
 
Interview: Andreas Trojan

Katerina Dimitriadis, genannt "Kät", studiert Politik- und Buchwissenschaft, gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester betreibt sie zudem in Nürnberg das Restaurant "Konstantia". Als Praktikantin bei den "Nürnberger Nachrichten" bekam sie eine Kochkolumne, in der sie sich mit Studentenessen auseinandersetzte. Aus all dem ist ihr erstes Kochbuch entstanden: "Käts Studentenküche". Die einfachen, gesunden und äußerst schmackhaften Gerichte werden aber nicht nur Studenten begeistern, sonder auch all jene, die schnelle Küche bevorzugen.

 

Und hier Käts Rezept für Linsencurry mit Kürbis und Kokosmilch:

100 g rote Linsen, 1 Grundrezept klassische Kürbissuppe, 1 Chilischote, ½ TL Currypulver, ½ TL gemahlene Kurkuma, 150 ml Kokosmilch, 2 EL halbierte Rosinen.
 

  1. Die Linsen mindestens 2 Stunden in reichlich kaltem Wasser einweichen. Die Kürbissuppe zubereiten.
  2. Chilischote entkernen und fein hacken. Mit Linsen, Currypulver, Kurkuma und 150 ml Wasser unter die heiße Suppe rühren. Etwa 10 Minuten köcheln lassen, bis die Linsen weich sind.
  3. Kokosmilch und Rosinen einrühren. Suppe weitere 5 Minuten kochen. Auf Teller verteilen.

 

Mehr zum Thema "Essen & Trinken" finden Sie in unserem Extra im aktullen Börsenblatt, Heft 37, ab Seite 31.