Interview: Helmut Stadeler über die erste Sächsische Bücherschau

"Ein ausbaufähiges Konzept"

1. Dezember 2015
von Börsenblatt
Sächsische Bücherschau, die erste: Mehr als 3100 Besucher gingen vom 21. bis zum 27. November in Dresden auf Tuchfühlung mit der Verlagslandschaft des Freistaats. Helmut Stadeler, im Börsenverein Vorsitzender des Landesverbands Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, zieht Bilanz.

Was hat Sie dazu bewogen, das Modell der Thüringer Buchtage nach Sachsen zu exportieren?

Helmut Stadeler: Wie in Thüringen gibt es auch in Sachsen eine sehr reiche Verlagslandschaft, die in den letzten 15 Jahren noch einmal deutlich bunter geworden ist. Sie hat es jedoch zum Teil noch schwer, zum Buchhandel wie auch zum Lese-Publikum durchzudringen. Deshalb wollten wir das Thüringer Erfolgs-Modell auf Sachsen anwenden - und genau diese Zugangsmöglichkeiten befördern.

Wie lang war Ihr Vorlauf, um die Politik mit ins Boot zu holen?

Stadeler: Das war diesmal eine sehr schnelle Geschichte: Die erste Überlegung kam kurz nach der Leipziger Buchmesse im März; dort gab es ja einen Rundgang mit Dr. Hartmut Mangold, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Kurz danach waren wir in Dresden, wo die Idee auf großen Widerhall stieß - sowohl beim Wirtschafts- wie auch beim Wissenschaftsministerium.

Das Wirtschaftsministerium hat die Bücherschau mit immerhin 30.000 Euro unterstützt. Die Branche ist dort also auf dem Schirm?

Stadeler: Das stimmt. Man muss das natürlich in Relation zu den Beträgen sehen, die sonst in der Wirtschaftsförderung ausgereicht werden.

Mit dem Japanischen Palais in Dresden haben Sie ja auch einen sehr schönen Ort für die Premiere gefunden...

Stadeler: Das Japanische Palais beherbergt das Museum für Völkerkunde und die Senckenberg-Sammlungen - und ist eines der ältesten erhaltenen Museumsgebäude Deutschlands. Ein toller Ort für eine Buchausstellung, auch wenn die Lage in der Inneren Neustadt nicht ganz zentral ist.

Wie fällt Ihr Fazit aus?

Stadeler: Die Woche war ein voller Erfolg, nicht nur, wenn man auf die reine Zahl der Besucher schaut. Wir hatten es mit einem ausgesprochen buchinteressierten Publikum zu tun, das sich wirklich Zeit genommen hat, auch für Gespräche mit den Verlegerinnen und Verlegern vor Ort. Das war genau das, was wir wollten. 

Es waren 45 Verlage beteiligt - hätten es noch mehr sein können?

Stadeler: Es können immer mehr sein (lacht). Wir wollten keine Obergrenze ziehen. Aber im ersten Durchgang wären wir auch mit 35 bis 40 Verlagen zufrieden gewesen.

Im Vorfeld gab es bei einigen Verbandsmitgliedern Irritationen wegen der zeitlichen Nähe der Bücherschau zur Dresdner Lesemesse "Schriftgut", die 14 Tage vorher über die Bühne ging. Katharina Salomo, Verlegerin des Dresdner Buchverlags und Mitgründerin der "Schriftgut", fühlte sich laut Sächsischer Zeitung "wie ins Bein geschossen"...

Stadeler: Die Bücherschau richtet sich ausschließlich an sächsische Verlage, die Aussteller der "Schriftgut" kommen aus ganz Deutschland. Ich denke, dass sich beide Initiativen durchaus gegenseitig befördern können. Eine große Kulturstadt wie Dresden sollte ein Mehr an Kultur und Bildung verkraften. Es gab Gespräche mit den Organisatoren der "Schriftgut", die sicher im nächsten Jahr wieder aufgenommen werden.

Gibt es Projektionen für die Zukunft der Bücherschau?

Stadeler: Unsere Partner im Wirtschaftsministerium waren ebenso zufrieden wie wir. Wir werden in den kommenden Monaten mit Sicherheit konkrete Gespräche führen. Der Börsenverein würde liebend gern an den Erfolg der Premiere anknüpfen, wir halten das für ein ausbaufähiges Konzept. Die Meinung des Publikums war jedenfalls eindeutig: Tolle Idee, mehr davon!