Interview mit Axel Bartholomäus zu Holtzbrinck und SSBM

"Ein Joint Venture ist cash-schonender"

3. März 2015
von Börsenblatt
Mit dem geplanten Joint Venture von Springer Science+Business Media und Macmillan Science and Education (Teil der Holtzbrinck-Gruppe) wird die Landkarte der Verlage im STM-Bereich umgeschrieben: Axel Bartholomäus, Inhaber von Bartholomäus & Cie, im Interview zu den Umwälzungen.

Das geplante Joint Venture von Springer Sciene+Business Media, BC Partner und Macmillan Science and Education hat Branchenakteure aufhorchen lassen. Es könnte bald einer der größten Player im globalen STM-Bereich entstehen. Was ist das Kalkül hinter dem Deal?
Die strategische Logik für beide Gesellschafter ist wohl die dauerhafte Absicherung einer globalen Markführerschaft im englischsprachigen "STM"-Markt, und die Schaffung einer Position unter den führenden Anbietern im "Education"-Segment.

Inwiefern ist das Joint Venture dazu das geeignete Mittel?
Es ist (a) cash-schonender: um durch Akquisitionen vergleichbare Marktpositionen zu erreichen hätte jeder der beiden JV-Partner für sich hohe Investitionen tätigen müssen, und es ist (b) risikoärmer: sollte Holtzbrinck in ein paar Jahren BC Partners auskaufen, kennt man das Geschäft natürlich sehr gut. Random House hat das mit Penguin schon vorexerziert.

Wie nahe kommt das Joint Venture Konkurrenten wie Reed Elsevier?
Nach den Zahlen des "Booksellers", dürfte das Joint Venture vom Umsatzvolumen McGraw-Hill (1,4 Milliarden Euro) und Wiley (1,3 Milliarden Euro) toppen, und wäre der viertgrößte Anbieter im STM-Bereich: Pearson erwirtschaftet 5,6 Milliarden Euro, Reed Elsevier 4,4 Milliarden und Wolters Kluwer 3,6 Milliarden.

Kam für Sie die Nachricht über die geplante Megafusion überraschend?
Diese Nachricht ist tatsächlich eine große Überraschung und aus meiner Sicht ein sehr smarter Exit für BC Partners, wenn auch in mehreren Schritten.

Inwiefern?
BC Partners steigt nach nur anderthalb Jahren bei SSBM wieder aus, zumindest mehrheitlich; eine so kurze Investment-Zeit ist bei Finanzinvestoren recht ungewöhnlich, und spricht für einen (aus Sicht von BC Partners) wirtschaftlich sehr attraktiven Deal.

Wer könnte dann die Anteile des Investors übernehmen?
Es bleibt abzuwarten ob, bzw. wann Holtzbrinck die anderen 47 Prozent des Joint Ventures übernehmen wird − BC Partners wird nicht dauerhaft drin bleiben. Auch ein Börsengang in ein paar Jahren wäre eine denkbare Exit-Alternative. Offen ist für mich auch, welche Zukunft im gemeinsamen Unternehmen noch das b2b-Geschäft hat. Es ist nach Umsatzanteilen der kleinste Bereich, überwiegend das ehemalige "Bertelsmann Fachmedien"; ein Verkauf dieses Segments scheint denkbar.

Holtzbrinck soll künftiger Mehrheitseigner im Joint Venture werden.
Da Holtzbrinck − gemessen am Umsatz − nur zwei Drittel zu dem Joint Venture beiträgt, aber mit 53 Prozent die Anteilsmehrheit übernimmt, ist es denkbar, dass daneben auch noch ein Wertausgleich in Bar verabredet wurde.

Was ist der unmittelbare Nutzen für Holtzbrinck?
Stefan von Holtzbrinck hat erst kürzlich seine VC-Aktivitäten gegen Anteile an Rocket Internet eingetauscht − dieser Deal mit SSBM könnte auch andeuten, dass er strategisch mehr "zurück zum Verlagsgeschäft" strebt.

Was springt für Springer Science+Business Media heraus?
Nach drei verschiedenen Finanzinvestoren als Eigentümer seit 2003 hätte Springer Science+Business Media dann offenbar den "strategischen Hafen" in Form der Verlagsgruppe Stefan von Holtzbrinck gefunden.