Sie haben als erster Verlag Vollzug gemeldet und mit Amazon einen langfristigen Vertrag für die E-Books ausgearbeitet. Stehen Sie bei den anderen Verlagen jetzt als Buhmann da, weil Sie eingeknickt sind?
Einknicken würde ich das nicht nennen. Im Gegenteil: Wir haben konsequent verhandelt und letztlich ein für uns gutes Ergebnis erzielt. Aber natürlich hatten wir erwartet, dass unsere Vereinbarung nicht überall ausnahmslos positiv ankommt. Inbesondere der Punkt, dass wir auch rund 1.000 Titel bei „Kindle unlimited" einstellen, dürfte für Kritik sorgen. Dabei ist mir gar nicht klar, warum das Modell so negativ gesehen wird. Für die Leser ist es eine komfortable Lösung, die in anderen Bereichen der digitalen Medien längst Usus ist – nehmen Sie nur einmal den Musikdienst Spotify. Und für die Verlage und Autoren bedeutet es, dass ihre Bücher verkauft werden. Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer Vereinbarung einen gangbaren Weg gefunden haben und sich die Diskussion insgesamt entspannt.
Wie liefen die Gespräche mit Amazon?
Die Verhandlungen dauerten nur ein paar Wochen, es ging sehr zügig und wir haben eine gute Lösung gefunden, um den alten Vertrag, der bis Jahresende gelaufen wäre, abzulösen Der neue Vertrag unterscheidet sich kaum von dem bisherigen. Natürlich sind Vertragsvereinbarungen kein Wunschkonzert – sicher hätten wir einige Punkte gerne anders gehabt. Aber das ist doch immer so: Letztlich kommt es doch auf das Gesamtergebnis an. Und da sind wir überzeugt, dass wir mit dieser Vereinbarung auch zukünftig sehr gut mit Amazon arbeiten können.
Was würden Sie ändern, wenn Sie es denn könnten?
Zu Details kann ich keine Stellung nehmen.
Wie wichtig ist Amazon speziell für Ihr Haus?
Die Verlagsgruppe Bastei Lübbe ist mit ihrer konsequenten Wachstumsstrategie im Digitalbereich sicher einer der Vorreiter der Branche. Manche unserer Spitzentitel erreichen einen digitalen Anteil von 15 bis 20 Prozent am gesamten Volumen. Der Markt ist für uns also sehr bedeutend. Und Amazon ist Marktführer, in Deutschland mit einem Anteil von mehr 50 Prozent und in Amerika oder England mit noch weit höheren Marktanteilen.Wir haben 4.200 E-Books bei Amazon eingestellt – wesentlich mehr als wir gedruckte Bücher haben. Deshalb ist Amazon als weltweit führende Plattform gerade in diesem Bereich für uns von enormem Stellenwert.
Welche Märkte wollen Sie mit Hilfe von Amazon vor allem erschließen?
Wir wollen weltweit aktiv sein und schon sehr bald Inhalte auf Englisch, Mandarin, Portugiesisch und Spanisch verkaufen.
