Interview mit Bastei-Lübbe-Vorstandschef Thomas Schierack

"Wenn wir jetzt nicht Stopp sagen, ist es irgendwann zu spät"

1. Juli 2014
von Börsenblatt
Bastei Lübbe hat für das Geschäftsjahr 2013/2014 eine glänzende Bilanz vorgelegt - die erste unter den gestrengen Augen der Aktionäre. Im Interview mit boersenblatt.net erläutert CEO Thomas Schierack die Gründe für den Erfolg der Kölner, gibt einen Ausblick auf das neue Geschäftsjahr und bezieht deutlich Position in der Amazon-Konditionendebatte.

Umsatz, Ergebnis und Jahresüberschuss: Alle drei Kennzahlen gingen fast zweistellig nach oben im Geschäftsjahr 2013/2014. Was war los?

Hinter uns liegt in der Tat ein sehr erfolgreiches Jahr. Der Umsatzanstieg ist zu einem großen Teil auf Dan Brown zurückzuführen, mit dem wir neun Millionen Euro eingenommen haben. Besonders stolz sind wir aber auf unsere Ergebnisverbesserungen. Wir haben im Zusammenhang mit dem Börsengang unsere eigenen Strukturen durchleuchtet und optimiert und beispielsweise Verträge mit Dienstleistern partnerschaftlich nachverhandelt, so dass wir hier einiges einsparen konnten. Insgesamt sind wir sehr profitabel gewachsen und wollen das auch weiterhin tun.

Was hat sich für Bastei Lübbe verändert, seit das Unternehmen an der Börse notiert ist?

Wir genießen auf jeden Fall eine größere Aufmerksamkeit – in Deutschland, aber auch im Ausland. Das wirkt sich positiv auf unsere Wachstumspläne aus. Die höhere Professionalität und die Tatsache, dass wir „gläsern" sind, dass wir eine „Aktienstory" haben, die man versteht und die attraktiv ist, wird anerkannt. Zugleich ergeben sich auch Nachteile, etwa bei den Konditionenverhandlungen. Da fragen uns die Buchhändler schon mal, ob wir nicht etwas abgeben können, weil es uns doch so gut geht und wir so viel verdienen. Da muss man dann die richtige Antwort parat haben.

Und welche wäre das?

Das verraten wir nicht.

Ihr Unternehmen ist im digitalen Bereich sehr dynamisch, investiert in neue Mitarbeiter. Wie finden Sie das passende Personal, das ja größtenteils nicht aus der Branche kommt?

Ein wesentlicher Punkt war der Umzug von Bergisch-Gladbach nach Köln. Hier haben wir die Büroräume nach unserem Geschmack zugeschnitten, das macht sich bezahlt. Es herrscht dort eine andere Atmosphäre, viel offener und kreativer – Bastei Lübbe ist jetzt ein ganz anderer Verlag. Gleichzeitig beteiligen wir unsere Mitarbeiter systematisch am Unternehmenserfolg in Form von Boni und legen Wert auf weiche Faktoren wie offene Kommunikation oder Sportangebote. Das lockt auch branchenfremde Mitarbeiter. Allerdings haben wir jetzt auch eine höhere Fluktuation als früher, weil Kollegen abgeworben werden oder etwas Neues machen möchten.

Vom Börsengang haben sie noch rund zehn Millionen Euro übrig. Wo wollen Sie als nächstes aktiv werden?

Wir werden unser Geld weiter in das Digitalgeschäft investieren. Interessiert sind wir vor allem an Plattformen – national wie international, über die wir unserer digitalen Inhalte und Serien vermarkten können. Wir sehen gute Marktchancen für Abomodelle und Streaming-Angebote und wollen hier wachsen. Außerdem benötigen wir Kundendaten, Community und Kontakte. Ansonsten wird dieses Jahr ein Aufbaujahr, der Umsatz wird leicht steigen, das Ergebnis in etwa gleich bleiben. Gleichwohl haben wir ein starkes Herbstprogramm, etwa mit Ken Follett und Andreas Eschbach.

Amazon lässt in Deutschland gerade bei Bonnier die Muskeln spielen. Ist auch Lübbe von dem Konditionenpoker betroffen?

Es gibt ein permanentes Feilschen um die Konditionen. Das gilt aber für die Beziehungen zu jedem Geschäftspartner. Wir haben mit Amazon in diesem Jahr keine konkreten Anhaltspunkte für Konditionenverhandlungen, weil unsere Verträge noch laufen. Allerdings werden Jahr für Jahr die Schrauben angezogen. Das, was sich gerade zwischen Amazon und Bonnier abspielt, wird auf sämtliche Verlage überschwappen und nicht nur auf Bonnier begrenzt bleiben. Darauf können wir uns alle schon einmal vorbereiten.

Gibt es in dieser Sache einen gemeinsamen Geist unter den Verlegern?

Ich glaube schon. Wir können und müssen alle kalkulieren und irgendwann geht es eben nicht mehr. Zumal die Forderungen langsam Grenzen überschreiten. Nehmen Sie etwa das Abverlangen der Print-on-Demand-Rechte für die Backlist in England. Wenn wir jetzt nicht Stopp sagen, ist es irgendwann zu spät.

Wie werden Sie reagieren, wenn Amazon mit neuen Forderungen auf Sie zukommt?

Wir haben dazu eine klare Meinung und die heißt: Mit uns nicht.