Interview mit Claudia Weissman, OverDrive

"Verlage und Buchhändler profitieren"

6. Juli 2015
von Börsenblatt
In den USA ist die E-Book-Leihe bereits wesentlich weiter vorangeschritten als in Deutschland. Neben kommerziellen Modellen wie der Kindle Lending Library gibt es ein großen Angebot in öffentlichen Bibliotheken, das vor allem von OverDrive bereit gestellt wird. Boersenblatt.net sprach mit Claudia Weissman, Director Education and Library Sales bei Overdrive (Cleveland, Ohio).

Overdrive beliefert mehr als 18.000 Bibliotheken in den Vereinigten Staaten. Wieviel Prozent des Bibliotheksmarkts sind damit abgedeckt?
OverDrive ist ein global operierendes Unternehmen und arbeitet weltweit mit 22.000 Bibliotheken und Schulen zusammen. Das repräsentiert etwa 67 Prozent der amerikanischen Bibliotheken mit 87 Prozent der US-Bevölkerung.

In welchen Ländern ist OverDrive noch aktiv?
Wir sind der Service-Provider für über 90 Prozent der kanadischen Bibliotheken. Ottawa, Toronto und Vancouver sind Beispiele großer Bibliotheken mit einem umfangreichen E-Book-Angebot. Seit vielen Jahren sind wir zudem in Australien aktiv: 70 Prozent aller australischen Bibliotheken zählen zu unseren Partnern. Darüberhinaus hat die Mehrzahl der englischen und irischen öffentlichen Bibliotheken für OverDrive optiert. Weitere Länder sind: Finnland,  Belgien, Bermudas, Türkei, Indien, Qatar, Neuseeland, Südafrika, Malaysia, Taiwan, Singapur und Mexiko.

Gibt es auch Angebote in Deutschland?
In Deutschland bietet die Internationale Schule in Bonn E-Books über OverDrive an.

Steht Overdrive in einem Konkurrenzverhältnis zu kommerziellen Leihmodellen wie Amazons Kindle Lending Library für Prime-Kunden?
Nein, die Bibliotheksausleihe ist ein kostenloser Service öffentlicher Einrichtungen.

Wie hat sich der E-Book-Markt durch das Angebot der Büchereien verändert?
Die E-Book-Bibliotheksausleihe wächst, stellt aber prozentual nur einen kleinen Anteil des E-Book-Markts dar (und der gesamten Bibliotheksausleihe).

Sind die Konditionen für die Verlage attraktiv? Oder befürchten sie eine Beeinträchtigung ihrer E-Book-Verkäufe?
OverDrive arbeitet für mehr als 2.000 Verlage, die uns ihre E-Bücher, digitalen Audiobücher und andere digitalen Inhalte für den kommerziellen Vertrieb an Bibliotheken und Schulen zur Verfügung stellen. Verlage profitieren davon, daß ihr Content von einer interessierten und gebildeten Leserschaft entdeckt wird. Bibliotheksnutzer sind begeisterte Leser und gleichzeitig Kunden der Buchhandlungen.

Die browserbasierte Lending Platform von Overdrive (OverDriveRead) ist meines Wissens geräteunabhängig und arbeitet mit offenen Formaten. Gibt es inzwischen ein E-Book-Browsing im HTML5-Format?
Ja, OverDrive Read arbeitet mit den Website-Formaten HMTL 5 und CSS3 Open Standards und ist deshalb mit allen Computern und Geräten mit modernen Browsern kompatibel.