Interview mit Henning Kreke über die Neuausrichtung von Thalia

"Wir haben uns zurückbesonnen auf das Buch"

27. November 2014
von Börsenblatt
Kernkompetenz Buch, angereichert mit einem passenden Zusatzsortiment sowie Cross-Chanel-Strategien: für Henning Kreke, den Vorsitzenden der Douglas Holding, hat die Zukunft von Thalia bereits begonnen. Im Interview mit Christina Schulte spricht er über die abgeschlossene Neuausrichtung der Buchhandelskette und einen möglichen Börsengang von Douglas.

Sie sprechen von einer „dynamischen Geschäftsentwicklung“ bei Thalia im per Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr. Was heißt das in Zahlen?
Das heißt, dass Thalia wächst. Wir haben uns aber als Gruppe aus guten Gründen dagegen entschieden, Zahlen für die einzelnen Gesellschaften zu veröffentlichen, und davon werden wir auch für Thalia nicht abweichen.

Die Online-Quote bei den Unternehmen der Douglas Holding liegt bei rund zehn Prozent. Auf wie viel Prozent kommt Thalia?
Bei Thalia sind wir gut zweistellig unterwegs. Das gilt sowohl bei den gedruckten Büchern als auch bei den Tolinos und den E-Books.

Sie haben in diesen Tagen verkündet, dass die Neuausrichtung von Thalia abgeschlossen ist. Was heißt das?
Wir mussten uns, wie viele andere Buchhändler auch, neu aufstellen, unser Geschäftsmodell überdenken und dafür intensive Anstrengungen unternehmen. Bei Thalia stand diese Neuausrichtung unter dem Schwerpunkt, wie wir uns stationär präsentieren. Wir haben uns zurückbesonnen auf unsere Kernkompetenz Buch, angereichert mit einem passenden Zusatzsortiment. Im Online-Geschäft war es wichtig, buch.de von der Börse zu nehmen und richtig in unser Unternehmen zu integrieren. Außerdem können wir in der Tolino-Allianz gemeinsam mit unseren Partnern Amazon die Stirn bieten.

Die Tolino-Allianz ist durch die Partnerschaft mit Libri jetzt für viele weitere Buchhändler geöffnet. Gibt es eine Zielmarke, wie viele Buchhändler teilnehmen sollen?
Es gibt eine Erwartungshaltung, jedoch keine konkrete Zielmarke. Wir wollen auf jeden Fall die Verfügbarkeit des Tolino weiter erhöhen.

Wenn Sie auf Ihre Konkurrenz blicken, wo etwa bei Weltbild gerade harte Einschnitte vorgenommen werden oder Hugendubel sein Buchkaufhaus in Stuttgart schließt – wie sehen Sie sich positioniert?
Ich möchte mich zu den Wettbewerbern nicht äußern. Ich glaube aber, dass wir die Zeichen der Zeit zum richtigen Zeitpunkt erkannt haben und deswegen jetzt auch schon fertig sind mit der Neuausrichtung. Wir haben einen zeitlichen Vorsprung und können uns jetzt wieder auf das Tagesgeschäft und die Kunden vor Ort konzentrieren.

Thalia hat jüngst auch einige kleinere Flächen eröffnet – ein Modell für die Zukunft?
Es geht bei uns immer darum, für den jeweiligen Standort die richtige Größe zu finden. Das können 700, 500 oder auch 300 Quadratmeter sein. Wir analysieren das Wettbewerbsumfeld und entscheiden dann. Wir haben in dieser Hinsicht keine Präferenz. Allerdings haben wir schon immer den Anspruch, dass sich jede Filiale rechnet. Und rechnen können sich große Geschäfte wie kleine Läden.

Sie glauben fest an den stationären Handel, besonders auch den stationären Buchhandel. Was bestärkt Sie in Ihrer Überzeugung?
Es gibt viele innovative Ideen, was Cross-Channel-Strategien angeht. Bei Douglas haben wir etwa Click & Collect im Einsatz. Die Kunden können von zu Hause aus etwas reservieren und im Laden abholen. Wer die App „Shopkick“ nutzt, wird durch Punkte schon dafür belohnt, dass er in den Laden kommt. Die Innovationsbereitschaft hinsichtlich solcher Strategien wird sich zukünftig sicherlich auch im Buchhandel erhöhen. Der erfreut sich aber auch ohne derartige technische Innovationen weiterhin hoher Frequenzen. Die Filialen sind keineswegs leer. Die Kunden kommen rein, verweilen gern, schauen sich um. Und wo Kunden verweilen und Ware gut inszeniert ist, da wird auch eingekauft. Davon bin ich fest überzeugt. Stationärer Handel ist kein Modell, von dem wir annehmen, dass es in nächster Zeit vom Markt verschwindet.

Über einen Börsengang von Douglas und die vorherige Trennung von Thalia wird in den letzten Wochen häufig geredet. Was ist dran?
Wir haben mit Advent einen Partner auf Zeit. Es war immer klar, dass Advent irgendwann wieder aussteigt. Ein Börsengang ist dafür eine von mehreren möglichen Optionen. Wir haben uns als Gruppe zuletzt gut entwickelt. Dass es dann derartige Spekulationen aus dem Marktumfeld gibt, ist normal. Aber Spekulationen, auch bezüglich eines möglichen Verkaufes von Thalia, kommentieren wir grundsätzlich nicht.

Falls Thalia einen neuen Eigentümer finden würde, wären Sie dann wieder dabei?
Mit dem richtigen Partner können wir, also die Familie Kreke, uns das durchaus vorstellen. Wir finden das Unternehmen toll und die Branche gut. Wir sehen für das Unternehmen ganz klar eine gute Zukunft und wären daher bereit, bei Thalia zu reinvestieren.