Interview mit Iris Schwanck, Leiterin von „Finnland.Cool.“

"Finnen sind zuverlässig"

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Was erhoffen sich die Finnen von ihrem Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse 2014? Und was schätzen sie an den deutschen Gastgebern? Christina Busse hat die Leiterin von "Finnland.Cool" getroffen.

Frau Schwanck, wie ist das Verhältnis der Finnen zu Deutschland?

Ich glaube, dass es eine tiefe Verbindung zwischen den beiden Ländern und ihren Menschen gibt. Sie teilen sich ähnliche Werte, zum Beispiel die Zuverlässigkeit. Ein großer Teil der Gesellschaft Finnlands basiert auf Einflüssen aus Deutschland.

Und wie ist Ihr Eindruck davon, wie Sie hier aufgenommen werden?

Schon während unserer Vorbereitungszeit auf die Buchmesse spüren wir deutlich, dass die Deutschen neugierig sind auf Finnland. Auf die Literatur, aber auch auf die Kultur allgemein.

Sie haben eben in der Pressekonferenz zum Gastlandauftritt betont, dass die Finnen es lieben zu lesen. Als Beispiel führen Sie an, dass 70 Prozent der Eltern ihren Kindern vorlesen. Dabei heben Sie hervor, dass dabei auch die Väter ganz selbstverständlich diese Rolle übernehmen und somit Vorbildfunktion haben. Heißt das, dass in Finnland auch die Männer Vielleser sind?

Das bedeutet es leider nicht. Väter lesen vor, weil die Aufgaben innerhalb der Elternpaare sehr gleichberechtigt besetzt sind. Aber auch in Finnland lesen Frauen sehr viel mehr Bücher als die Männer – genauso wie in Deutschland.

Wie stellt sich die aktuelle Situation im finnischen Buchhandel dar?

Es werden weniger Bücher gekauft, obwohl mehr gelesen wird. Dazu trägt sicher auch die gute Erreichbarkeit von öffentlichen Bibliotheken bei. Der Buchhandel konzentriert sich in erster Linie auf zwei Ketten, Otava und Academic Bookstore. Übrigens bekommt man in Finnland Bücher über den stationären Handel nicht von heute auf morgen geliefert, ein paar Tage dauert es schon.

Die Finnen sind bekannt für Ihre Affinität zur Technik. Boomt das Geschäft mit dem E-Book?

Erstaunlicherweise nicht! Zum kleinen Teil mag es daran liegen, dass auf E-Books eine höhere Mehrwertsteuer erhoben wird als auf Printprodukte.

Welche deutschsprachigen Autoren werden in Finnland besonders gerne gelesen?

In intellektuellen Kreisen ist Thomas Bernhard sehr angesehen. In der breiteren Bevölkerung sind deutsche Krimis sehr beliebt. Auf der Ebene findet ja bereits ein reger Austausch in beide Richtungen statt.

 

Interview: Christina Busse