Interview mit Kat Meyer und Britta Friedrich zur Contec

Technologie trifft Verlag

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Mit dem neuen Konferenzformat Contec richtet die Frankfurter Buchmesse den Fokus von den USA zurück auf Europa. Diskussion statt Präsentation verspricht das neue Konzept. Ein Gespräch mit den Organisatorinnen Kat Meyer und Britta Friedrich.

Was unterscheidet die Contec von der früheren Konferenz Tools of Change (TOC)?
Kat Meyer: Einer der Hauptunterschiede ist das Format. Mit Contec gehen wir einen Schritt weg von formalen Präsentationen und geben den Konferenzrunden stärker den Charakter von Unterhaltungen: Wir beziehen das Publikum in die Diskussionen ein und stellen einen Dialog über die Themen her. Einige der Sessions enthalten eher traditionelle Präsentationen, aber wir wollen den Sprechern unbedingt die Möglichkeit geben, auf das Publikum einzugehen und umgekehrt. Viele Branchenmitglieder, die an der Contec teilnehmen und in Verlags- oder Technologieunternehmen tätig sind, sind auf vielen Gebieten genauso auf dem Laufenden und kompetent wie die Referenten. Ziel ist, dass alle voneinander lernen und in diesem Prozess Arbeitsbeziehungen herstellen können.
Britta Friedrich: Im Vergleich zur TOC sehe ich auch eine konzeptionelle Veränderung. Die europäischen Ableger der TOC haben sich auf den technologischen Blickwinkel konzentriert. Wir haben jetzt ein Programm entwickelt, in das sowohl technologische als auch verlegerische Erfahrung einfließt. Unser Ziel ist es, beide Bereiche als integrierte Welten zu begreifen – nicht als getrennte. Die Idee der Konferenz Tools of Change war, diese Welten zusammenzubringen. Die Contec basiert auf der Erkenntnis, dass beide Welten konvergiert sind, und man nun einen Schritt weiter gehen kann.

 

Die TOC Frankfurt wurde vor allem von amerikanischen Sprechern beherrscht. Wird die Contec nun die europäische Sicht stärken?
Kat Meyer: Im Vergleich zur TOC haben wir mehr internationale Stimmen, Meinungen und Erfahrungen einbezogen – mit einem großen Kontingent an Sprechern aus Europa. So haben wir beispielsweise eine Runde zusammengestellt, die von TISP betreut wird, einem europäischen Projekt, das Verlags- und Telekommunikationssektor zusammenbringt.
Britta Friedrich: Ein besonderes Detail ist etwa, dass vier Medien- und Technologievertreter aus Israel kommen, dem Land, das in der Start-up-Szene führend ist – darunter etwa die Firma WalkingApp, die Lösungen für Augmented Reality entwickelt.

Was sind die interessantesten Trends, die in den Keynotes und in den Präsenta­tionen vorgestellt werden?
Kat Meyer: Für die Keynotes konnten wir gerade Sascha Lobo als Sprecher gewinnen. Er ist ein bekannter Experte für Internet und Technologie und wird in den Mittelpunkt seines Beitrags die Bedeutung der sozialen Medien und des sozialen Verkaufens stellen, zumal Content in zunehmendem Maße mit dem Netz verbunden sein wird. Daneben haben wir am Dienstagvormittag einen anderen Keynote-Sprecher platziert: Stephen Smith, den bekannten CEO von Wiley, der darüber sprechen wird, wie das Verlegen allmählich von der produktzentrierten in eine serviceorientierte Industrie übergeht.
Britta Friedrich: Eine interessante Runde wird sich zudem mit den Auswirkungen des Self-Pub­lishing auf die Buchindustrie befassen. Dienstleister, Verleger, die Self-Publishing in ihr Unternehmen eingliedern, aber auch Autoren wie Hugh Howey, der mit seinem selbst veröffentlichten Roman »Wool« ziemlich erfolgreich ist, werden die Chancen und Risiken erörtern, die mit dem Aufstieg des Self-Publishing auf die traditionellen Verlage zukommen.

Nicht zu vergessen: Auch das Thema Bildung ist ein Teil der Contec …
Britta Friedrich: Ja, Bildung ist eines der Topthemen der Konferenz.
Kat Meyer: Wir sind froh, dass wir so viele Runden auf der Contec haben, die sich mit dem Verlegen von Bildungsinhalten beschäftigen – über alle Schulformen hinweg bis zum akademischen Publizieren. Das ist ein unglaublich dynamischer Zweig der Verlagsindustrie – und die Themen, die Bildungsverlage angehen, sind auch für alle anderen Verlage wichtig.

Interview: Michael Roesler-Graichen

 

 

Konferenzthemen und -sprecher

Interactive Lab: Self-Publishing and its implications for the industry; mit Porter Anderson (The Ether), Peter Armstrong, (LeanPub), Amanda Barbara (PubSlush), Hugh Howey (Author), Matthias Matting (Researcher), Molly Barton (Penguin/Book Country), Kristin Nelson (Nelson Literary Agency), Jonny Geller, (Curtis Brown), Jon Fine, (Amazon), Michael Tamblyn (Kobo)

IPA Data Date 2013: Exploring and mapping global digital publishing markets; mit Anne Betts, Nielsen Bookscan; Carlo Carrenho, PublishNews Brasil; Len Vlahos, BISG; Rüdiger Wischenbart, Berater; moderiert von Jens Bammel, IPA)

From Startups to Publishing Companies Ripe for Expansion: What Investors in the Media Sector are Looking for (mit Nick Perrett, HarperCollins)

Big Data / Little Data: The Practical Capture, Analysis and Integration of Data for Publishers (mit Kristen McLean, Bookigee; Sebastian Posth, Publishing Data Networks; Laura Dawson, Bowker)

Interactive Learning Lab: The Future of Higher Education and Academic Publishing (mit Hedva Vital, Marathon Group; Jan Reichelt, Mendeley/Elsevier; Udi Chatow, Hewlett Packard)

Die Konferenz Contec der Frankfurter Buchmesse findet am 8. Oktober von
8 bis 18 Uhr im Marriott Hotel Frankfurt statt. Das Börsenblatt ist Medienpartner der Konferenz.