Interview mit Max Hollein, Direktor der Schirn Kunsthalle und des Städel Museums in Frankfurt

"Kuratierte Angebote"

13. September 2013
von Börsenblatt
In vielen Fällen holen sich deutsche Museen für ihre Shops spezialisierte Museumsbuchhändler ins Haus, das Städel führt seinen Shop seit November 2011 in Eigenregie. Warum für ihn kein Weg daran vorbeiführte und wie für ihn ein Museumsshop idealerweise aussehen sollte? Ein Gespräch mit Max Hollein, Direktor der Schirn Kunsthalle und des Städel Museums in Frankfurt.

In vielen Fällen holen sich deutsche Museen für ihre Shops spezialisierte Museumsbuchhändler ins Haus, das Städel führt seinen Shop seit November 2011 in Eigenregie. Was hat Sie bewogen, diesen anderen Weg einzuschlagen?

Max Hollein: Der Museumsshop ist ein wesentlicher Bestandteil der Identität und Ausstrahlung des Hauses und auch ein bedeutender Ort des Direktkontakts mit unseren Besuchern - insofern ist es nicht nur aus ökonomischen Gesichtspunkten, sondern vielmehr im Sinne einer Vereinheitlichung des Gesamtauftritts des Museums ebenso wie in Bezug auf den Service und die Besuchernähe für uns wichtig, unsere prominent im Eingangsbereich befindliche Buchhandlung inklusive Cafe selbst zu betreiben.

In der Wirtschaft spricht man gern von der "Konzentration aufs Kerngeschäft", übertragen auf die Museumslandschaft wäre das die Organisation von Ausstellungen, das Sammeln und Bewahren. Ihr Ansatz erfordert nicht zuletzt Investitionen und Manpower - hat er sich auch ökonomisch bewährt?

Hollein: Ökonomisch macht dies in jedem Fall Sinn, auch inhaltlich. Die den Shop führenden Mitarbeiter wurden auch ganz bewusst mit den entsprechenden fachlichen Qualifikationen und Ausbildungsschwerpunkten angestellt.

Was macht aus Ihrer Sicht den perfekten Museumsshop aus? Welche Veränderungen und Trends sehen Sie, auch international?

Hollein: Der Museumsshop ist ein integraler Bestandteil des Gesamtangebots und des Besuchserlebnisses und muss entsprechend auch "kuratiert" und in die gesamtinhaltliche Ausrichtung miteinbezogen werden. Auch unsere Entscheidung eine Buchhandlung, einen Shop und ein Cafe als eine Einheit zu führen - mit direktem Übergang zu unserer Bibliothek - steht für eine neue Entwicklung.

Last but not least - wie wird es mit dem Museumsshop an der Schirn weitergehen?

Hollein: Nachdem unser langjähriger und hochverdienter Partner, die Buchhandlung Kalusche, den Betrieb eingestellt hat, werden wir uns in Bezug auf diese Räumlichkeiten einem ganz anderen Konzept zuwenden. Davon abgesehen ist zu sagen, dass die Schirn Kunsthalle kein Museum mit einer permanenten Sammlung ist, sondern in rascher Abfolge Ausstellungen mit sehr wechselnden Themen zeigt, was auch für einen Shop eine ganz andere Prämisse ist als für ein Museum.

Interview: Nils Kahlefendt

 

Max Hollein, Jahrgang 1966, arbeitete in den 1990er Jahren als Projektleiter für das Guggenheim Museum in New York und war anschließend für wesentliche Projekte des Hauses in Berlin, Las Vegas oder Bilbao zuständig. 2001 kam er als Direktor der Schirn Kunsthalle nach Frankfurt/Main, seit 2006 ist er zudem Direktor des Städel Museums. Unter seiner Leitung wurde die größte bauliche Erweiterung des Städel durchgeführt; die Gesamtkosten von 52 Millionen Euro konnten zur Hälfte aus privaten und zur anderen Hälfte aus öffentlichen Geldern finanziert werden.