Inteview mit Nina Sillem, S. Fischer

"Wir machen da weiter, wo der Talk aufhört"

2. September 2015
von Börsenblatt
Nina Sillem, Programmleiterin im Bereich Sachbuch/Wissenschaft bei S. Fischer über die neue Reihe der TED-Books. Mehr zum Thema E-Books & Neue Medien im aktuellen Börsenblatt 36 / 2015.

Die Vorträge der TED-Konferenz gelten als Kult und haben zum Teil irrsinnig hohe Klickzahlen. Was hat Sie bewogen, die daraus entwickelte Buchreihe zu übernehmen?
Entscheidend ist, dass diese Bücher da weitermachen, wo der Talk aufhört. Der ist ja in der Regel nur 18 Minuten lang. Wir haben im Verlag schon lange die Verbindung zu TED, weil viele unserer Autoren dort aufgetreten sind. Gerade in der englischsprachigen Welt gilt die Teilnahme als Muss und Auszeichnung, die TED-Konferenzen haben längst etwas von einem digitalen Davos. Auch mit den dort behandelten Thematiken sind wir bestens vertraut: Es geht um Naturwissenschaften, neue politische Themen; kurz gesagt: Um Ideen und Anregungen, die unsere Welt zu einer besseren machen wollen. Es sind Titel, die sehr gut zu S. Fischer passen.

Wie werden Sie die Bücher publizieren?
TED hat 24 Talks ausgewählt, die in den USA und England bei Simon & Schuster erscheinen. Wir starten im deutschsprachigen Raum mit 12 Talks. Die sechs Bände der ersten Staffel erscheinen von Juli bis Dezember als E-First, unter dem Motto »Jeden Monat eine gute Idee«. Und im Januar kommen alle sechs Titel als Print-Bände in den Buchhandel. Durch den geballten Auftritt, das neue Reihenkonzept und die Themen erhoffen wir uns eine verstärkte Aufmerksamkeit. In den nächsten Programmen machen wir mit jeweils drei Titeln weiter.

Gibt es einen Lieblingstitel?
Schwere Frage. Vielleicht Marc Kushner, »Die Zukunft der Architektur in 100 Bauwerken«. Kushner stellt anhand diverser Beispiele innovative Architektur vor – von Pavillons aus Papier bis zu aufblasbaren Konzerthallen. Durch die vielen Abbildungen der grandiosen Bauwerke wird hier ein besonderes Highlight gesetzt.

Wer hat die Reihe gestaltet?
Das Konzept stammt von Chip Kidd, der auch mit einem eigenen Band vertreten sein wird. Ein bekannter US-Designer, der sehr viele TED-Talks gegeben hat, der für viele große amerikanische Autoren die Covergestaltung macht. Es sind kleine, fast quadratische Hardcover, alle mehrfarbig – ein auffälliges Design.

Haben Sie nicht Sorge, dass sich die Reihe durch die bereits vorhandenen E-Books selbst kannibalisiert?
Das glaube ich nicht. Wir erhoffen uns eher zusätzliche Leser. Die Formate sprechen unterschiedliche Zielgruppen an. Es wird ein Bundle geben, wenn die Print-Bände kommen, das heißt die sechs E-Books werden gebündelt zu einem Sonderpreis erhältlich sein. Wir haben im Bespielen der vertrieblichen Klaviatur bereits in anderen Bereichen sehr gute Erfahrungen gemacht, etwa in der Unterhaltung. Ich glaube, das verteilt sich ganz gut.

Interview: nk