Karriere: Marcus Schuster hat sich das neue Buch von Detlef Lohmann angesehen

Arbeiten im Biotop

22. November 2016
von Börsenblatt
Worauf Mitarbeiter des 21. Jahrhunderts keine Lust mehr haben: Detlef Lohmann kennt die Antwort. Nach seinem Erstlingserfolg "... und mittags geh ich heim" hat der Chef des Mittelständlers allsafe Jungfalk sein zweites Buch geschrieben.

"... und heute leg ich los" (Linde, 192 S., 19,90 Euro) handelt von der "völlig anderen Art, im Job zu leben". Der eher nichtssagende Titel ist wohl dem Ziel geschuldet, ­stilistisch an den Vorgänger anknüpfen zu wollen. Jedenfalls regt Lohmann dazu an, sich von tradierten Gewohnheiten im Unternehmen zu verabschieden: Arbeitszeitkonten, Anwesenheitspflicht, Gesprächsleitfäden, Qualitätssicherungsregeln – Lohmann hat sich und seine Firma bereits vor Jahren davon freigemacht, wie ein Verkehrsübungsplatz voller Schilder zu sein. Für ihn zählen Ergebnisse, alles andere ist egal.

Sein Konzept, das neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch eine Mitarbeiterbeteiligung am Betriebsgewinn vorsieht, bringt dem Unternehmen seit Jahren Platzierungen beim "Top Job – 100 beste Arbeitgeber"-Award ein. Trotzdem hat man immer auch ein ungutes Gefühl, wenn man von modernen Arbeitsmodellen wie diesem hört: Wo es kaum noch Regeln gibt, macht man sich zwar frei von Grenzen. Doch es fehlen auch die Leitplanken. Lohmann selbst spricht das Problem an: "Damit sich die Mitarbeiter nicht zu viel auflasten, brauchen sie genau die richtige gesunde Portion Egoismus." Wohl dem, der darüber verfügt, "ohne die Interessen der Mitmenschen zu verletzen".

Am Ende ist das Buch eine etwas ermüdende Aneinander­reihung aller erdenklicher Organisationsprobleme im Büro- oder Fabrikalltag und deren Lösungen, nur gegliedert durch eine ­fiktive Arbeitswoche Montag bis Freitag. Dennoch liefert die eine oder andere Anekdote auch Anregungen für den eigenen Job: etwa, wie befreiend es sein kann, den "Flop des Monats" mit den Kollegen zu feiern. Oder dass sich Unternehmenslenker und Mitarbeiter von der Natur einiges abschauen können. Diese Sichtweise liefert Lohmanns Bruder Ulrich, promovierter Bio­loge und Co-Autor. Beispiel: im Büro Biotope bilden und ­Arbeit nach Neigung verteilen.