Karrieretag Buch + Medien 2013

Gute Aussichten für Teamplayer

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Einblicke in Berufsbilder, Erfahrungsberichte und Einstiegsmöglichkeiten: Rund 700 Schüler, Studenten und Quereinsteiger besuchten heute den Karrieretag Buch + Medien auf der Leipziger Buchmesse. Neun Diskussionen und Vorträge, ein Speedmeeting mit Verlagsmitarbeitern, Buchhändlern und Experten sowie Workshops zum Thema "Richtig bewerben" und darüber, wie man den Medienwandel gestalten kann, standen auf dem Programm. Erstmals wurde auch ein Workshop für Personaler veranstaltet.

Die thematische Bandbreite der Podien reichte von kreativen Prozessen in der Herstellung bis zu neuen Berufsbildern in der Branche. Immer wieder verdeutlichten die Diskutanten, dass durch die digitalen Veränderungen neue Qualifikationen gesucht werden und Verlage zunehmend technisches Know-how ins Haus holen. Felix Rudloff, Eichborn-Verleger und Mitglied der Geschäftsleitung von Bastei Lübbe, berichtete etwa anschaulich, wie ein Verlag gleichzeitig auf unterschiedlichen Klaviaturen spielen kann, vom Buchformat über Hörbücher bis zu im Unternehmen produzierten Apps, um die Wertschöpfungskette auszunutzen. Des öfteren stand auch die Frage im Raum, welche Studienabschlüsse oder Ausbildungen man für die neuen Positionen benötigt: Häufig, so die Antworten, werden keinen neuen Kräfte von außen geholt, sondern entwickelten sich die Mitarbeiter weiter, teils durch Learning by Doing, teils durch trial-and-error-Prozesse. Denn da die meisten Verlage im digitalen Bereich Neuland betreten, gibt es nirgendwo Patentrezepte.

Neue Qualifikationen gesucht
Interessant für die Zuhörer waren die Möglichkeiten, die sich beim crossmedialen Publizieren ergeben. Klaus Scherwinski beispielsweise, Storyboard-Artist bei Crytek, entwickelt zeichnerisch Spielwelten, in denen sich Figuren bewegen - auch nach Buchvorlagen. Er verdeutlichte, wie wichtig Teamarbeit in diesen Bereichen ist; schon frühzeitig tritt er in Kontakt mit der Management-Abteilung und sorgt dafür, dass die Level-Designer eine stimmige Phantasiewelt erschaffen können. Teamarbeit ist auch in den Herstellungsabteilungen äußerst wichtig, erfuhren die jungen Zuhörer, die sich ein Bild davon machen konnten, wie Hersteller und Illustratoren arbeiten. Hier standen Spezialisten wie Cosima Schneider (Büchergilde Gutenberg), Julia Walch (selbstständig), Marc Voges (Ravensburger) und Illustratorin Anke Kuhl Rede und Antwort.


 

Auch Einblicke in die Strategien von Buchhändlern konnten Studenten, Quereinsteiger und junge Sortimenter gewinnen. Viola Taube von der gleichnamigen Buchhandlung in Nordhorn und Christoph Paris von RavensBuch in Ravensburg erzählten, wie man den Buchladen zur Marke, zur Institution vor Ort machen kann, und wie Initiativen wie Buy local den Buchhandel vor Ort unterstützen können. Zudem wurde das veränderte Leseverhalten analysiert.

Viele getauschte Visitenkärtchen
Neben den Podiumsdiskussionen gab es aber auch Möglichkeiten, Vertreter von Verlagen, Dienstleistungsfirmen, Hochschulen und den Jungen Verlagsmenschen an Ständen im CCL direkt zu kontaktieren und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Auch bei den Workshops bekamen die Teilnehmer ganz konkrete Tipps, die den Einstieg ins Berufsleben erleichtern. Gut sieben Stunden dauerte der Karrieretag Buch + Medien; kräftiger Applaus am Ende der jeweiligen Veranstaltungen zeigte die positive Resonanz. Und viele getauschte Visitenkärtchen waren ein sicheres Zeichen, dass die angebahnten Kontakte in Netzwerken ausgebaut werden.

Fortbildung für Personaler
Parallel zum vielfältigen Angebot für den Branchennachwuchs und Berufseinsteiger (Speedmeeting, Diskussionen und Bewerbungsworkshops) stand erstmals auch eine ganztägige Fachkonferenz für Personaler auf der Agenda. Wie motiviere und führe ich Mitarbeiter? Wie wähle ich bei sinkenden Bewerberzahlen die richtigen Fachkräfte aus? Wie lassen sich gesuchte Kompetenzen konkret definieren und intern sowie extern kommunizieren? Fragen, die in vielen Unternehmen dringend nach praktischen Lösungsansätzen verlangen. Und, wie bereits Eröffnungsvortrag von Bernhard Herz (Vice President Human Resources, Diehl Controls), den Willen zur Umsetzung voraussetzen. Ein familienverträgliches Klima, so Diehl, setzte dabei die Flexibilisierung interne Strukturen, neue Kooperationen und Schaffung lokaler Netzwerke voraus.

Positive Nachricht für die Unternehmen: Die wichtigen Schritte erfordern meist nicht das große Geld, sondern eine Bereitschaft zum Wandel. Ein Punkt zum Nachdenken: „Die kleinen Dinge wirken Wunder – Mitarbeiter freuen sich über vermeintliche Kleinigkeiten meist mehr als über große Aktionen.“ Konkret: Die Behandlung seiner Rückenschmerzen hat für einen Mitarbeiter, der im Lager  tätig ist, einen großen Nutzen - der auch das Arbeitsklima spürbar verbessern kann.

Am Nachmittag konnten die Personaler in Rollenspielen ihre eigene Gesprächsführung auf den Prüfstand stellen – vor allem bei schwierigen Mitarbeitergesprächen ist methodische Sicherheit gefragt. Mit der Reflektion des eigenen professionellen Auftritts und der Erarbeitung maßgeschneiderter Tipps rannten die Dozenten von Hogrefe offene Türen ein. Der professionelle Austausch mit Kollegen wurde dementsprechen positiv angenommen. Ähnliches galt für die Best-Practice-Beispiele für das moderne Recruiting: Testsysteme und psychologische Methoden können Unternehmen helfen, die richtigen Fachkräfte auszuwählen. Fachkräfte, die für den Wandel der Verlagsbranche dringend benötigt werden.