Karrierewege

Endlich beruflich umsatteln

7. August 2015
von Sabine Schmidt
60 Prozent der Deutschen verspüren nur eine geringe Bindung an ihre berufliche Tätigkeit, wie das ­Forschungsinstitut Gallup herausgefunden hat – und 20 Prozent haben innerlich gekündigt. Dennoch halten viele lieber an einem bekannten Unglück fest als etwas Neues zu wagen und bleiben ihrem Job treu.

Coach Tom Diesbrock bringt das mit einem Bild aus der Western-Welt anschaulich zur Sprache: Er spricht von toten Pferden, die wir reiten. Und hilft dabei, zu verstehen, warum wir uns oft so scheinbar unsinnig verhalten und im Sattel sitzen bleiben: "Weil sich innere Widerstände gegen Veränderungen wehren."

Sich selbst zu mehr Einsatz zu überreden, ist nämlich gar nicht so einfach – etwa weil die Energie, die man dafür aufwenden muss, allzu oft an inneren Blockaden verpufft. Oder man rennt mit dem Kopf gegen die Wand, weil man sich selbst daran hindert, Türen zu sehen, die man öffnen könnte. Der Mensch ist eben ein kompliziertes Wesen, mit einem sehr ­leistungsfähigen Gehirn, aber vielen Widersprüchen.

Mit seinem Buch "Ihr Pferd ist tot? Steigen Sie ab!" (Campus) will Diesbrock Möglichkeiten zeigen, mit dieser Widersprüchlichkeit besser umzugehen. Er stellt Fragen, die dabei helfen können, neue Horizonte in den Blick zu nehmen. "Was wäre, wenn die Fee bei Ihnen anklopfte? Welchen Job würden Sie sich wünschen? Haben Sie schon Ideen in der Tasche?" Die Fragen sind nicht so schlicht, wie sie klingen – weil die Antwort zeigen kann, wie sehr und wo genau man sich selbst im Weg steht. Veränderungswilligen rät er, sich systematisch mit den eigenen Neigungen und Bedenken auseinanderzusetzen.

Sehr anregend sind auch die vielen Zitate, mit denen Kar­rierecoach Diesbrock durch sein Thema führt. Eines kommt von dem Neurologen Gerald Hüther: "Indem man sich lediglich dazu entschließt, hin und wieder etwas zu tun, was man normalerweise nicht tut, ändert sich noch keine Verschaltung im Gehirn." Oder das von Max Frisch: "Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen."