Katja Huber über die "Wortspiele"

"Auch ein zeitgemäßes Unterhaltungsformat"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Junge Literatur, junges Publikum: In München beginnt am Mittwoch das Literaturfestival "Wortspiele" - ein Interview mit Autorin Katja Huber, die dort an Bühne, Bar und Büchertisch Leser und Kollegen trifft.

Sie waren von Anfang an bei den "Wortspielen" dabei, treten diesmal zum dritten Mal auf. Was macht dieses Festival für Sie so interessant? 

Huber: Nicht nur als Vorleserin sondern vor allem auch als Leserin sind die "Wortspiele" für mich interessant, da sie jährlich eine gute Auswahl an Neuerscheinungen und Debüts präsentieren. Hält man den Vor-Lesemarathon durch, hat man tatsächlich ein ganz gutes Bild davon, inwieweit sich Autoren im jeweiligen Jahr für gesellschaftliche Aspekte, ihr eigenes Leben oder - wie seit Jahren im Festival-Ankündigungstext zu lesen ist - für "die Dauerbrenner Liebe, Freundschaft, Verrat und Tod" interessieren. Außerdem bieten die "Wortspiele" sowohl Debütanten als auch anderen Autoren zu Beginn ihrer Laufbahn eine gute Bühne – und die Möglichkeit, mit Kollegen des Literaturbetriebs in Kontakt zu kommen. 

Die "Wortspiele" finden nun zum zwölften Mal statt. Was hat sich im Laufe der Jahre verändert? 

Huber: Zwölf Jahre sind eine lange Zeit und können eine zu lange Zeit sein wie uns beispielsweise die Ära Putin und das Moskauer Staatstheater zeigen. Zum Glück ist Veranstalter Johan de Blank Holländer und offen für Reformen und Veränderung. Mit den "Wortspielen" hat er ein Festival etabliert, das auch im zwölften Jahr nicht langweilig wird. Seit einigen Jahren finden die "Wortspiele" im Club Ampere statt. Die Atmosphäre ist dadurch gemütlicher als in der großen Muffathalle, wo sich sowohl Besucher als auch Autoren selbst bei guten Zuschauerzahlen ganz schön einsam vorkommen konnten. Außerdem hat man verschiedene Moderationskonzepte ausprobiert, mal wurden die Lesungen von Schriftstellern anmoderiert, mal von Teilnehmern des Münchner Schreibkurses „Manuskriptum“, jetzt von Bayern2- Moderatoren. Und auf Diskussionsrunden verzichtet das Festival inzwischen. Sie haben die "Wortspiele" zwar inhaltlich bereichert, Besucher und Autoren bei mehreren Lesungen pro Abend aber auch überfordert.

Der Veranstaltungsort, der Club Ampere, bietet eine intimere, loungeartige Atmosphäre. Kommt es da auch zu einem stärkeren Austausch mit den Kollegen und dem Publikum?

Huber: Während jeder Lesung - außer der eigenen - sitzt man als Autor im Publikum, steht mit Kollegen und Besuchern am Büchertisch, an der Bar und vor der Tür beim Rauchen. Klar und schön, dass es da zum Austausch kommt.

Etwa die Hälfte der Zuhörer ist zwischen 20 und 35 Jahre alt ist. Das ist bei Lesungen längst nicht immer so. Wie erklären Sie sich den regen Zulauf junger Münchner? 

Huber: Viele wollen sich vielleicht tatsächlich eher einen Überblick verschaffen, ein bisschen was vorgelesen bekommen und dazwischen noch mit Freunden reden und trinken – als sich "ganze" Bücher zu kaufen. Somit sind die „Wortspiele“ nicht nur ein anspruchsvolles Literaturfestival, sondern auch ein zeitgemäßes Unterhaltungsformat, das den Ansprüchen seiner Zielgruppe gerecht wird – was man natürlich auch kritisieren kann. 

Falls Sie diesmal den „Bayern2-Wortspiele-Preis“ von 2.000 Euro gewinnen würden, welchen Wunsch würden Sie sich dann erfüllen? 

Huber: Eine Schiffspassage nach Nordamerika antreten (stimmt nicht, aber wollte ich schon immer mal schreiben!) 

Wortspiele. Internationales Festival junger Literatur

  • 18 Autoren aus dem deutschsprachigen Raum präsentieren sich dem Publikum im Münchner Club Ampere / Muffatwerk (29. Februar bis 2. März, jeweils ab 20 Uhr).
  • Darunter finden sich bekannte Namen wie Katja Huber und Thomas von Steinaecker, aber auch Debütanten wie Lisa-Maria Seydlitz (Jahrgang 1985) und Elias Wagner (Jahrgang 1987). 
  • Das Publikum kürt pro Abend einen Tagessieger und am letzten Tag wird der Bayern2-Wortspiele-Preis vergeben. Autoren können auch ein Stipendium in der Villa Aurora in L. A. gewinnen.
  • Am 29. und 30. März wandern die "Wortspiele" weiter nach Wien - in den Jazz-Club Porgy & Bess.