Kim-Marie Philipp über ihre Erfahrungen auf der Frankfurter Buchmesse

Schlafmangel und viel Kaffee

22. Oktober 2016
von Börsenblatt
Die Feuilletons schwärmen von The Arts+ und Virtual Reality. Kim-Marie Philipp, Studentin im Studiengang "Verlags- und Handelsmanagement" an der HTWK Leipzig, erzählt, was für sie das Besondere der Frankfurter Buchmesse 2016 war - ihre Teilnahme am internationalen Studentenprojekt des Nederlands Letterenfonds.

Se wollen wissen, was dieses Jahr neu war? Was es in Frankfurt so noch nicht gegeben hat? Und ich spreche nicht von The Arts+ oder dem wundervollen kleinen Bücher-Bus des Tulipan Verlags auf der Agora. Ich spreche von uns. Wer wir sind? Wir sind eine Gruppe Studierender aus Flandern, den Niederlanden und Deutschland.

Wenn Sie sich jetzt fragen, was daran spannend ist: Wir waren Teil eines internationalen Hochschulprojekts und haben uns drei Tage lang dem Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse gewidmet. Als Trendspotter haben wir Standkonzepte analysiert, uns Marketingkampagnen im Länder-Vergleich angeschaut und digitale Produkte getestet. Wir haben Lektoren, Agenten und Scouts über ihre Arbeit ausgefragt, sind zu Lesungen gegangen und haben uns auf Standpartys im Networking versucht (manchmal mehr, manchmal weniger erfolgreich – aber wir üben ja noch).

Einige von Ihnen durften wir sogar zu Lizenzterminen begleiten und beim Verhandeln über die Schulter schauen. Dabei haben wir auch einen Eindruck bekommen, was Frankfurt für Sie alle bedeutet: Ein straffer Zeitplan und viel Kaffee, aber auch zahlreiche herzliche Wiedersehen und die gemeinsame Begeisterung für gute Geschichten.


Internationales Studentenprofekt

Organisiert wurde das Projekt übrigens vom Nederlands Letterenfonds in Kooperation mit den teilnehmenden Hochschulen: der Hochschule der Medien in Stuttgart, der HTWK Leipzig, der Hogeschool van Amsterdam und der Universiteit van Amsterdam. Nach drei intensiven Tagen voller neuer Eindrücke finden wir – trotz Schlafmangel und Co., aber das dient dann ja der Abhärtung für später –: Das sollte man wieder machen! Wir alle haben die Teilnahme an diesem Projekt als eine tolle Chance empfunden, bereits im Studium einen Blick hinter die Kulissen des Rechte- und Lizenzhandels zu werfen. Besonders gut hat mir persönlich gefallen, dass wir deutschen, flämischen und niederländischen Studierenden gemeinsam die Welt der Frankfurter Buchmesse erkunden konnten. So haben wir nicht nur den internationalen Kulturaustausch aktiv zelebriert, sondern womöglich schon unsere Lizenzpartner von morgen kennengelernt. Und davon profitieren ja nicht nur wir als Branchennachwuchs, sondern auch unsere zukünftigen Arbeitgeber. Wir fänden es daher sehr schön, wenn sich kommende Gastländer ein Beispiel am Nederlands Letterenfonds nehmen würden.

Schlafmangel und viel Kaffee

Natürlich ist es aus unterschiedlichen Gründen nicht immer möglich, ein solches Studienprojekt auf die Beine zu stellen. Oder hätte sich letztes Jahr jemand gefunden, der zehn indonesischen Studierenden die weite Reise nach Frankfurt finanziert? (Sollten Sie wider Erwarten mit Ja antworten, melden Sie sich bitte umgehend bei mir. Ich bin sicher, wir finden ein paar Wege, wie Sie ihre Spendierfreude für den Nachwuchs ausleben können.) Frankreich wäre als Nachbarland von Deutschland wiederum prädestiniert dafür, ein derartiges Projekt zu initiieren. Dabei würde es sich schließlich um eine sehr schöne Ergänzung zum neuen Paris-Frankfurt-Fellowship handeln. Wir würden uns in jedem Fall freuen, wenn unser Projekt kein Einzelfall bliebe, sondern vielmehr den Grundstein für eine neue, kleine aber feine Tradition bilden würde.