Kommentar

Thalia & Co.: Kaiser am Boden

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Karlsruhe war ein Jahr lang eine­ Art Wunderland des Buchhandels. Mit allen Mitteln hatte Thalia Anfang 2008 beim Bundeskartellamt die Übernahme von Buch-Kaiser durchgeboxt; mancher wähnte schon, die Wettbewerbshüter könnten nicht richtig rechnen. Dabei hatte diesen Part längst Thalia selbst übernommen. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Tamara Weise.

Das Ende vom Lied: Thalia steht dumm da und Buch-Kaiser liegt am Boden. Thalia sieht sich dennoch als Sieger der Geschichte. Und verkennt auch da die Verhältnisse. Man wollte doch nur das Beste, so die offizielle Sprachregelung. Habe Geld investiert, alles versucht. Das sind schöne Worte. Erklären können sie das Desaster jedoch nicht. Drei Großflächen in einer Stadt wie Karlsruhe! Thalia hat zweifellos Mut bewiesen, was Applaus verdient. Nur: Keiner kann losstürmen, als gebe es kein Morgen mehr. Bei der DBH hat man das auch gelernt.

Überall wird aufgeräumt – die Zahl der Schließungen übersteigt längst die der Neueröffnungen. Überall? Nein: Die Mayersche marschiert anscheinend weiter. Im Juni übernimmt sie die Buchhandlung Dambeck in Wesel. Man kann diese Nachricht so oder so – oder auch so lesen: Wieder hebt einer die Hände, und ein anderer liegt am Boden. Nur sieht es auf den ersten Blick nicht danach aus. Wieder wird eine alteingesessene Buchhandlung geschluckt und unter dem Dach eines Großen angesiedelt. Dort liegt das Schicksal nicht mehr in ihren Händen. Und so werden nach und nach weitere Traditionsbuchhändler von der Bildfläche verschwinden …