Einst schien es so, als würde das Geld auf der Straße liegen. Die Führungsriege von Weltbild und Hugendubel, die das Joint Venture Weltbild plus führte, bewies über Jahre Geschick dabei, die Münzen aufzuheben – und hatte stets den richtigen Riecher. Die aktuellen Zahlen zeigen nun aber die Kehrtwende: Im vergangenen Jahr kamen zwar noch elf Filialen neu hinzu, 13 wurden jedoch im Gegenzug dichtgemacht.
Als Wachstum durch Expansion keine Perspektive mehr bot – daran sollte auch die Gründung der Deutschen Buchhandels-Holding DBH nichts ändern –, schlugen die Rezepte aus Augsburg und München nicht mehr an. Und selbst die Umsätze auf den Großflächen zu halten, wurde immer schwieriger. Das Niveau der Gewerbemieten blieb vor allem in den 1-a-Lagen und Shopping-Malls exorbitant, während die Umsätze pro Fläche immer mehr zurückgingen. Damit stand man irgendwann vor der Entscheidung, die Filialen mit weniger Personal zu besetzen, administrative und logistische Funktionen zu zentralisieren – oder zuzumachen.
Als all dies nicht mehr half – oder zu spät kam –, wollte die katholische Kirche ihr Handelsflaggschiff verkaufen. Wie man weiß, ohne Erfolg: Die Verhandlungen mit den Interessenten wurden abgebrochen. Dass jetzt 322 zu Recht empörte Mitarbeiter gehen müssen, ist zum Teil einer Mischung aus verspäteter Reaktion, Zauderei und Perspektivlosigkeit geschuldet. Da helfen auch keine Gebete mehr.