Kommentar

Die "Star Alliance" sinkt zu steil

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die "Star Alliance" unter DBH-Flagge hat ihren Sinkflug eingeleitet. An Bord macht sich Unwohlsein breit. Häme wäre unangebracht. Aber Sorge ist berechtigt: In welcher Verfassung wird man landen? Ein Kommentar von Börsenblatt-Chefredakteur

Betriebswirtschaftlich haben die Großflächen einen kritischen Zustand erreicht. Die Umsätze lassen sich nicht proportional zu den Kosten steigern. Mietverträge, oft lang­fristig für sehr gute Lagen aus­gehandelt, sind schlecht oder gar nicht nachzubessern. Also bleibt bloß der Abbau von Personal.

Wie so oft – und nicht allein im Buchhandel –, wenn Krisen dik­tieren, was zu tun ist, werden die Maßnahmen nicht als Notverfahren deklariert, sondern als strategische Operationen. Da tritt die Tragi­komik einer Unternehmenskommunikation hervor, die ihre Kraft zur Klarheit verloren hat (übrigens auch das keine Spezialität unserer Branche, nur ist man hier noch sensibel­ für Sprachverluste).

ie Parole lautet diesfalls: "Mehr Selbstbedienung und Animation!" Das klingt vernünftig, birgt jedoch das Risiko der Selbstabschaffung. Die Ausdünnung von Personal gefährdet nämlich just die neu gesetzten Ziele. Backstage in großen Buchkaufhäusern werden auch künftig kundige Menschen in ausreichender Zahl erforderlich sein, die dem Buch die Bühne bereiten: die es inszenieren. Ohne professionelle Animation läuft jedes Selbstbedienungskonzept ins Leere – und der Kunde läuft über zum kleineren und mittleren Qualitätsbuchhandel. Oder gleich zu Amazon.

Wenn die "Star Alliance"-Crew ihre Zukunft mit unbeschädigtem Markenkern erreichen will, muss sie ihre Sinkrate überdenken: alles extrem steil zurzeit. Andere Große fliegen behutsamer.

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