Die Diskussion über tragfähige Geschäftsmodelle im Internet ist widersprüchlich. Der eine Anbieter erklärt bezahlten Content für tot, weil jeder beliebige Inhalt ohnehin kostenlos im Netz zu bekommen sei. Ein anderer behauptet das Gegenteil. Der dritte schwört auf werbefinanzierte Portale, zumal es mit der Online-Werbung trotz Wirtschaftskrise wieder aufwärts gehe. Ein vierter setzt auf Paid Services, weil Dienstleistungen nicht »kopierbar« seien.
Für eine der Thesen einen zwingenden Beweis anzutreten, dürfte schwerfallen. Schon deshalb, weil sich eine Verallgemeinerung verbietet: Warum hat Brockhaus Online nicht geklappt? Warum funktioniert aber die Sprachenplattform Pons.eu? Der Erfolg eines Geschäftsmodells hängt zunehmend von der Zielgruppe ab, für die man ein Angebot schafft. Und je besser man diese kennt, desto mehr steigen die Erfolgschancen. Mit einem raffiniert ausgetüftelten, abgestuften Geschäftsmodell lassen sich außerdem die vielen »Philosophien« miteinander verbinden.
Eine kluge Kombination aus maßgeschneiderten Inhalten und Servicefunktionen könnte das Dilemma von Free und Paid Content lösen. In diese Richtung gehen das Konzept für eine individualisierte Tageszeitung (niiu) und die Fachbuchplattform Paper C. Die Volltextsuche bei Paper C ist kostenlos, aber die Bearbeitung und Administration der Seiten kostenpflichtig. Die Funktionalitäten, die geboten werden, und die Möglichkeit der individuellen Ausgestaltung sind Leistungen, die nicht ohne Weiteres durch »freie« Angebote ersetzt werden können. Das erhöht die Bereitschaft der Kunden, für »ihr« Angebot auch zu zahlen.
Hinweis: Lesen Sie auch den Beitrag zum Thema im aktuellen Börsenblatt 28 / 2009 ("Liebesroman mit Partnervermittlung", S. 24-25).