Kommentar

Nebenmärkte: Das neue Schwergewicht

19. Februar 2010
von Börsenblatt
"Bei Kaufland sitzt Dieter Gellert mittlerweile so fest im Sattel, dass er andere ausbooten kann." Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Tamara Weise.
Die Buchbranche liebt die Vielfalt – und neigt an ihren Rändern doch zur Monopolisierung. In den Nebenmärkten hat seit der Insolvenz des Mediengroßhändlers TMI vor allem einer das Sagen: Dieter Gellert, 70, Gründer und Chef des Rackjobbers Buchpartner (Seite 7). Rund 6 000 Kunden habe er momentan in seiner Kartei, trommelt er,  Lebensmittelhändler, Warenhäuser, Saturn, die Post AG ...

Dass es an Konkurrenz mangelt, liegt aber nicht an den Umsätzen. Weil die Marge bei Büchern deutlich höher ist als bei Milch oder Rasenmähern, räumen die Einzelhändler gern Flächen frei. Von 2003 bis 2008 sind ihre Einnahmen mit Büchern von etwa 802 auf geschätzte 888 Millionen Euro gestiegen – an diesem Volumen haben sich manche schon verhoben. Auch TMI.
Gellert kümmert das alles kaum. Er ist seit Jahrzehnten im Geschäft, kennt die Eigenheiten sämtlicher Spieler, durchblickt das Netz hinter den Kulissen, hat sämtliche Konditionenvarianten schon zur Genüge gehört. Und er ist einer, dem man zutraut, dass er auch mal mit der Hand auf den Tisch haut. Bei Kaufland sitzt er mittlerweile so fest im Sattel, dass er andere ausbooten kann – die Mayersche-Tochter Best of Books und Weltbild haben das Nachsehen. Kein Zweifel: Wer es hinbekommt, mit der Schwarz-Gruppe (Lidl u. a.) auf Expansion zu gehen, kann nicht nur mit allen Bandagen kämpfen, sondern auch Umsatzversprechen einlösen.

Ein Wettbewerber, der das Monopol zum Kippen bringen könnte, ist derzeit nicht in Sicht. Schadet das? Vorerst nicht. Gellert war dabei, als das große Gezerre um Marktanteile einsetzte. Er setzt bis heute dagegen. Und das mit Macht.