Kommentar

Pricing: Jährliches Zahlenspiel

20. August 2010
von Börsenblatt
"Stiefkind Pricing": So überschreibt die Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partner eine Studie zur Preisgestaltung in Buchverlagen. Gewinnpotenziale würden nicht ausgeschöpft, heißt es da. Und: "Systematische Überlegungen zum Pricing sucht man in den Verlagshäusern oft vergeblich." Oha! Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Sabine Cronau.

Kleine Entwarnung: Die Studie ist von 2004 – und die Botschaft von damals, dass schon kleine Preiserhöhungen die Rendite aufhübschen können, ist bei den Verlagen angekommen. Bastei Lübbe setzte 2009 mit Dan Browns "Verlorenem Symbol" für 26 Euro ein Zeichen, andere Häuser ziehen nach und sichern sich zumindest ein paar Cent bis zum 99er-Schwellenpreis, wie er im Lebensmittelhandel üblich ist.

Die Statistik scheint den Trend zu bestätigen. Der Durchschnitts-preis für eine belletristische Neuerscheinung kletterte 2009 um knapp 40 Cent, nachzulesen in "Buch und Buchhandel in Zahlen 2010". Basis: die Daten der Deutschen National­bibliothek. Auch nach Destatis-Berechnungen sind die Buchpreise 2009 um 1,9 Prozent gestiegen, wenn man den amtlichen Warenkorb zugrunde legt, in den vor allem Bestseller gepackt werden. Also alles in Butter, klingelnde Kassen, Schulterklopfen von den Pricing-Beratern?

Schön wär’s. Denn die Durchschnittspreise, die das Barsortiment KNV regelmäßig ermittelt, kennen auch 2009 und in den ers­ten Monaten 2010 nur eine Richtung: abwärts. Daten, die näher am Markt sein dürften. Und der ist in diesem Fall offenbar träger als einzelne Akteure.