Kommentar: Macmillan Science and Education und Springer SBM gehen zusammen

Globaler Anspruch

3. März 2015
von Börsenblatt
Ist Größe der entscheidende Wettbewerbsfaktor im globalen Verlagsgeschäft? Mit dem Zusammenschluss von Springer Science + Business Media und einem Großteil von Macmillan Science and Education entsteht jedenfalls in der Wissenschafts- und Fachverlagswelt ein mächtiger Player, der Elsevier und anderen Konzernen Paroli bieten kann. Gleichzeitig sichert das Joint Venture die Zukunft von Springer SBM. Erste Einschätzungen von Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen.

Ein Gefühl der Sicherheit dürfte die mehr als 8.000 Mitarbeiter weltweit von Springer Science + Business Media (SBM) überkommen haben, als sie vom Zusammenschluss ihrer Verlagsgruppe mit großen Teilen der Holtzbrinck Publishing Group erfuhren. Denn künftig hält ein Familienunternehmen 53 Prozent der Anteile des Joint Ventures. Ein Ausstieg der Fonds, die unter der Aufsicht des Private-Equity-Hauses BC Partners die Anteile von Springer SBM halten, wird künftig kein Unsicherheitsfaktor mehr sein – und auch die Folgen eines Börsengangs wären durch die Mehrheitskonstruktion abgefedert. Eric Merkel-Sobotta, Unternehmenssprecher von Springer SBM, bringt es auf den Punkt: „Springer hat sein langfristiges Zuhause gefunden.“ 

Dass Größe eine strategische Option in einem globalisierten Markt ist, hat man bei der Fusion von Penguin und Random House gesehen. Ziel dieses Zusammenschlusses im Publikumsmarkt war es, durch eine möglichst lückenlose Programmabdeckung und eine globale Ausrichtung eine Marktposition zu erreichen, die keine andere Verlagsgruppe und vor allem kein Online-Riese wie Amazon angreifen kann. Beim Joint Venture von der Wissenschafts- und Bildungssparte von Holtbrinck (Macmillan Science and Education) spielen unterschiedliche Motive eine Rolle:

Zum einen geht es darum, dass sich die Verlagshäuser beider Gruppen in besonderer Weise ergänzen:

  • Durch den Zusammenschluss mit dem Großteil von Macmillan SE (mit 49 Prozent Umsatzanteil die größte Holtzbrinck-Sparte) gewinnt der STM-Bereich von Springer SBM mit „Nature“ und „Scientifc American“ zwei der namhaftesten Wissenschaftszeitschriften der Welt hinzu.
  • Mit Palgrave Macmillan kommt ein bedeutendes geistes- und sozialwissenschaftliches Haus hinzu.
  • Schließlich rundet das neue Unternehmen mit dem Bildungsbereich Macmillan Education sein Portfolio mit Sprachenlernen und Schulbüchern ab. Ausgeklammert bleiben unter anderen der Publikumsbereich von Holtzbrinck und auch die digitalen Experimentierbereiche von Macmillan SE.

Ob der neue Zusammenschluss den deutschen Markt verändern wird, bleibt abzuwarten. Erste strategische Leitlinien werden frühestens im April kommuniziert, wenn die Kartellbehörden – so die Hoffnung aller Beteiligten – grünes Licht geben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann man nicht vorhersagen, ob es zusätzliche Marktaktivitäten in Deutschland, etwa im Bildungs- oder Sprachenbereich, geben wird.

Wichtiger ist die „Außenwirkung“ des Joint Ventures im globalen Kontext: Durch die Größe und die stärkere Vernetzung, auch innerhalb der Wissenschafts-Community, kann das Holtzbrinck-Springer-Unternehmen, das noch keinen Namen hat, schneller auf Entwicklungen in den Märkten reagieren und sein Innovationstempo – insbesondere bei digitalen Lösungen – deutlich erhöhen. So gesehen, stehen beide Unternehmen, wie Ewald Walgenbach von BC Partners es formuliert, „vor einem quantitativen und qualitativen Sprung nach vorn“.

Weitere Einschätzungen und Analysen lesen Sie zu einem späteren Zeitpunkt auf boersenblatt.net und im nächsten Börsenblatt (4/2015).