Kommentar von Torsten Casimir

Das "Prinzip-Such"

30. März 2011
von Börsenblatt
Der Handel mit Ratgebern läuft wieder besser, aber noch nicht bestens. Als Begründung für die Absatzkrise hat sich der Hinweis aufs Internet bewährt. Das Inter­net vermasselt ja so manches gute Geschäft, insoweit ist diese Erklärung sowieso zustimmungspflichtig. Vielleicht lohnt sich für einen Moment­ dennoch die Nachfrage: Wo genau liegt das Problem?

Zu den Analysen, die Verleger hierzu anstellen, gehört eine sehr bedenkenswerte: Immer mehr Kunden interessieren sich für immer weniger Titel. Denn sie gehen im Online-Shop einkaufen, und dort kauft man gezielt. Dort nimmt man kurze Wege: zur Ware, zur Kasse, und ab! Shop-Besucher wollen nicht verführt werden. "Usability" schreiben sie solchen Websites zu, die ihnen übersichtlich erscheinen. Hier die Definition von "übersichtlich": Eigenschaft, die hilft, vieles zu übersehen.

Das Stöbern ist eine Verhaltensweise für den Aufenthalt in stationären Läden. Dort setzt man sich noch am ehesten ungerichtet dem Sortiment aus und der Gefahr einer Entdeckung mit Spontankauffolge. Je seltener sich Konsumenten künftig in die Hochrisiko­gebiete des Handels verlaufen, desto härter werden die Zeiten für Produzenten mit einem breiten Angebot.

Zum Prinzip Buch, über das zuletzt so viel gesagt wurde, gehörte stets die Lust des Lesers, Ausschau zu halten: das "Prinzip Such!". Alles hat eben auch eine soziale Seite. Der Trend zum Online-Shopping zulasten geselligen Entdeckens ist deshalb nicht minder diskussionswürdig als die digital bedingte Ankunft neuer Buchformen. Ratgeberverleger wissen schon, wieso sie forciert auf den stationären Buchhandel zugehen wollen.

Ein Extra zum Thema Ratgeber lesen Sie im aktuellen Börsenblatt, das am morgigen Donnerstag erscheint.