Kommentar zu digitalen Bildungsmedien

Das Nadelöhr Breitbandversorgung

15. Februar 2018
von Börsenblatt
Die Bildungsmedienverlage machen insgesamt gute Umsätze, doch das Geschäft mit elektronischen Produkten und Lösungen für die Schule bleibt im Keller. Das digital angereicherte Klassenzimmer lässt in Deutschland auf sich warten. Ob es die Große Koalition richten wird?       

Jahr um Jahr wird die turnusmäßige Bilanz der Schulbuchverlage von einem Refrain begleitet: »Der Anteil der digitalen Bildungsmedien ist nach wie vor gering, die digitale Zukunft lässt auf sich warten.« Bedenkt man, dass die Verlage seit Jahren »in Vorleistung« treten, stehen die Investitionen in elektronische Unterrichtsprodukte inzwischen in einem krassen Missverhältnis zu den Erlösen.

Woran fehlt es? Nicht am Geld. Denn die scheidende Bildungsministerin Johanna Wanka hatte im Herbst 2016 rund fünf Milliarden Euro aus Bundesmitteln angeboten, um bis 2021 die »Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft« umzusetzen. Woran es immer noch fehlt, ist der entschiedene politische Wille, Deutschland in der Fläche mit der digitalen Infrastruktur auszustatten, die eine Anbindung aller Schulen als sinnvoll erscheinen lässt. Insellösungen in urbanen Ballungsräumen oder Vorzeigekommunen wären diskriminierend.

Doch im Hinblick auf eine bundesweite Versorgung mit Breitbandanschlüssen hat sich in den vergangenen Jahren nicht viel getan. Die führende Industrienation Deutschland rangiert bei der digitalen Transformation auf den hinteren Plätzen. Und es bleibt abzuwarten, wie beherzt die Große Koalition, sollte sie denn den Mitgliederentscheid der SPD unbeschadet überstehen, daran etwas ändert. Wer auch immer das Land künftig regiert: Die Politik muss endlich liefern.

Ob das gelockerte Kooperationsverbot dem Bund mehr Spielraum gewährt, den Prozess der Schuldigitalisierung in den Ländern zu beschleunigen, muss sich ebenfalls erst zeigen. Vor allem aber wird es großer Geduld und Fingerspitzengefühls bedürfen, den Wandel in den Köpfen zu begleiten. Das beginnt mit dem Lehramtsstudium, muss sich in den Studienseminaren fortsetzen und an den Schulen gelebte Praxis werden. Viele Klassen haben sich bereits auf den Weg gemacht.