Kommentar zur Marktstudie der Deutschen Fachpresse

Bekanntschaft mit der wahren Größe

11. Mai 2016
Redaktion Börsenblatt
Der Markt der B-to-B-Medien und -Informationen ist um ein Vielfaches größer als der klassische Fachpressemarkt, belegt die von der Deutschen Fachpresse beauftragte Studie der Schickler Unternehmensberatung. Was das für das Selbstverständnis der Branche bedeutet, kommentiert Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen.

Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt, lautet ein berühmter Satz des Philosophen Ludwig Wittgenstein. Überträgt man ihn auf eine etwas kleinere Gesamtheit, zum Beispiel die Buchbranche oder die Fachpresse, dann könnte man analog sagen: Die Grenzen meines Markts werden durch die Grenzen meines Marktverständnisses definiert. Dieses muss sich aber – wie die Sprache veränderten Weltzusammenhängen – einem transformierten Markt anpassen, wenn sich etwa Grundkonstanten verschieben, und neue Parameter zur Beschreibung hinzutreten.

So sah es auch die Deutsche Fachpresse, als sie bei der Schickler Unternehmensberatung eine Studie in Auftrag gab, die herausfinden sollte, wie groß der Markt der B2B-Medien und -Informationen tatsächlich ist. Und siehe da: Er ist um das rund Achtfache größer als der klassische Fachpressemarkt, der 2015 gut 3,3 Milliarden Euro umsetzte – nämlich 28,3 Milliarden Euro groß.

Stefan Rühling, Sprecher der Deutschen Fachpresse, sieht sich durch die Studie bestätigt. Die Ergebnisse belegten »eindrücklich, dass wir ein neues Marktverständnis brauchen«. Vor allem deshalb, weil sich Fachverlage im Zeichen der digitalen Transformation zu multimedialen Informations- und Kommunikationsdienstleistern entwickelt haben, die verschiedenste Kanäle zur Vermittlung von Inhalten und Services nutzen.

Mit ihrem erweiterten Profil sind sie Teil eines größeren Markts geworden, in dem neben Verlagen auch andere Player Gewicht haben. Der erweiterte Markt muss deshalb aber nicht als Bedrohung empfunden werden, sondern kann vielmehr als Chance begriffen werden, bisher unbekanntes Wettbewerbsterrain zu erobern. Nicht auszuschließen, dass ein erweiterter Marktbegriff auch für die Buchbranche von Nutzen sein könnte. Ein größerer Markt bedeutet – gerade auf dem politischen Parkett – mehr Verhandlungsmacht.