KrimiZeit-Bestenliste Juni

"Brillantes Katz-und-Maus-Geplänkel"

2. Juni 2016
von Börsenblatt
Simone Buchholz hat mit "Blaue Nacht" (Suhrkamp) die Spitzenposition auf der KrimiZeit-Bestenliste gehalten: auch im Juni steht sie auf Platz 1. Höchster Neueinsteiger ist auf dem dritten Rang Olen Steinhauer mit seinem Spionageroman "Der Anruf" (Blessing) − ein "brillantes Katz-und-Maus-Geplänkel", fand die Jury.

Buchholz habe in sechs Kriminalromanen seit 2008 "einen großartigen Ort (Sankt Pauli) in seiner, d.h. in einer literarisch originellen Sprache zum Leben erweckt und sich sogar einige Fälle vorgenommen, die eher dort als anderswo spielen können", so Jury-Sprecher Tobias Gohlis. In "Blaue Nacht" sei es ihr gelungen, "das tüddelig-Kleinmädchenhafte, das ihrem alter Ego Chastity Riley manchmal noch anhaftete, zu überwinden, ohne ihre Frechheit aufzugeben." Die KrimiZeit-Bestenliste fasst den Inhalt von "Blaue Nacht" so zusammen: "Hamburg. Chastity Riley ist in die Abteilung Opferschutz kaltgestellt. Die Staatsanwältin belagert einen halb totgeschlagenen Österreicher so lange, bis es ihr und ihren Kumpels gelingt, den Drogenboss von St. Pauli zu stellen. Frech, witzig und ein wenig melancholisch. Simones bisher bester. Darauf ein Astra."

Folgende Titel haben es neu auf die KrimiZeit-Bestenliste vom Juni geschafft:

Auf Platz 3: Olen Steinhauer: "Der Anruf" (Blessing)

  • Die Jury schreibt: "Carmel, Wien. 2006 sind bei einem Terroranschlag 120 Fluggäste umgekommen. Henry und Celia waren damals bei der CIA. 2012 dinieren sie in Kalifornien. Sie wollen rauskriegen, ob sie sich noch lieben und wer damals den Attentätern zugearbeitet hat. Spy Novel in asymmetrischen Zeiten, brillantes Katz-und-Maus-Geplänkel.

Auf Platz 5: Christian Roux: "Der Mann mit der Bombe" (Polar)

  • "Frankreich. Larry ist schwarz und war Ingenieur, jetzt ist er arbeitslos und hat eine Bombe in der Tasche. Seine Attrappe für das Überlegenheitsgefühl. Als er damit eine Bank betritt, gerät er in einen Banküberfall und an die wilde Lu, die nicht allein sein kann. Tolles schwarzes Stück. Am Schluss die Bombe. C’est polar!", urteilt die Jury.
Auf Platz 8: Andrea Fischer Schulthess: "Motel Terminal" (Salis)

  • "Zürich, Breitenach. Seit ihrer Geburt ist Meret eingesperrt. Kontrolliert, überwacht, geliebt von Mutter Nora, die ihr Mädchen vor allen und allem 'da draußen' bewahren will. Noras Ehemann darf zahlen, aber von der Tochter seiner Frau nichts wissen. Kurz bevor Meret dreizehn wird, implodiert die Lebenslüge", so die Jury.
Auf Platz 9: Ulrich Ritzel: "Nadjas Katze" (btb)

  • Die Jury urteilt: "'Wieshülen'. Eine vergriffene Erzählung, eine Katze aus Stoffresten: Ausgangsspuren für Nadja Schwertfegers Suche nach ihren Eltern. Mit Detektiv Berndorfs Hilfe und Eigensinn führt das in den April 1945, noch weiter zurück und wieder ins Heute. Lebenszeitgeschichte. Ganz unsentimental groß. Zum Denken."

Auf Platz 10: Christiane Lehmann: "Allesfresser" (Ariadne bei Argument)

  • "Stuttgart, Remstal. Antiveganer TV-Koch als Frischfleisch verpackt! Skandal im Schwabenland. Skai-bekleidet, dient Lisa Nerz den Ermittlungsbehörden als V-Frau in der virtuellen Realität der Social Media und der harten der Pferdeställe und Infostände. Die Undercover-Veganerin im Höllenstrudel konkurrierender Total-Wahrheiten", so die Jury.

Zur KrimiZeit-Bestenliste

Für die KrimiZeit-Bestenliste von "Zeit" und Nordwestradio wählen monatlich 21 auf Kriminalliteratur spezialisierte Literaturkritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die zehn Titel, die ihnen am besten gefallen haben.

Die komplette Bestenliste Juni ist unten als PDF angehängt.

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Mehr zum Thema Krimi können Sie im Börsenblatt Spezial Krimi & Thriller (Heft 22) lesen, das heute, am 2. Juni, erschienen ist.