"Nur als Kapitalist ändert man das, was ist." Die Worte aus Alexander Kluges Film "Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos" (1968), zitiert vom Leipziger Autor und Verleger Jan Wenzel (Spector Books), beschreiben recht gut eine Szene, die seit einigen Jahren mehr und mehr von sich reden macht − und das weltweit, von Berlin über London, New York und Tokyo. Unabhängige Kleinverlage, Magazine und Mini-Editionen, von Autoren und Gestaltern in Eigen-Regie hergestellt und vertrieben, boomen; manche, wie der von Dave Eggers mitbegründete Verlag McSweeney’s (San Francisco) werden sogar regelrechte Renner.
Im Grunde kann jeder Kulturproduzent werden, doch nur die Pfiffigsten haben nach dem ersten Buch oder Magazin noch Geld fürs nächste. Rasend schnell geht alles: Was gestern noch Underground war, wird heute in den publizistischen Mainstream eingespeist. Eine Renaissance des Handgemachten, undogmatisch und experimentierfreudig. Die Szene trifft sich auf eigenen Messen wie der "Handmade & Bound" (London) oder der "Off Press"-Show der Art Basel − in deutlich kleinerem, aber durchaus illustren internationalen Kreis kommt man zur Leipziger Buchmesse seit drei Jahren im Centraltheater zusammen.