Leipziger Buchmesse 2015

Jetzt geht’s los!

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Leipziger Buchmesse und ihr Lesefest "Leipzig liest" (12. bis 15. März) starten schwungvoll in den Bücherfrühling. Die Buchbranche geht das Jahr mit breiter Brust und klaren politischen Ansagen an.

Noch einmal schlafen, dann öffnet die Leipziger Buchmesse, Stimmungsbarometer der Branche im Frühjahr, ihre Tore. Bis zum 15. März präsentieren 2.263 Aussteller aus 42 Ländern (2014: 2.180) ihre aktuellen Programme. Die Zahl der Einzelstände ist mit 1.360 im Vergleich zum Vorjahr (1.194) deutlich angestiegen, bei der verkauften Fläche legte die Messe mit 21.729 Quadratmetern (2014: 20.258 Quadratmeter) ebenfalls leicht zu. "Wir haben ein Jahr lang hart gearbeitet", so Buchmessedirektor Oliver Zille auf der eben zu Ende gegangenen Eröffnungs-Pressekonferenz: "Ich freue mich, dass es endlich losgeht!"

Dass die Branche mit breiter Brust ins neue Bücherjahr geht, betonte auch Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Es gelingt immer besser, Analoges und Digitales zu verbinden, insbesondere auch im stationären Buchhandel. Der Nutzen des Buchhandels vor Ort überwiegt gegenüber dem reiner Online-Händler – das erkennen die Kunden an." Auch in diesem Jahr wird der Börsenverein wieder mit der Kampagne "Vorsicht Buch!" vertreten sein. Der Fokus des Standes in der Glashalle liegt auf dem Buchhandel vor Ort. Das Motto: "4782 Buchhandlungen. Such dir deine aus.".

Skipis machte zudem deutlich, dass sich die Branche im Rahmen der Verhandlungen über das Freihandelsabkommen mit den USA weiterhin vehement für den Erhalt der Buchpreisbindung einsetzen wird – mit "Anti-Amerikanismus" habe das nicht das Geringste zu tun. "Wir erwarten eine eindeutige schriftliche Stellungnahme der EU-Kommission, dass die Preisbindung in den TTIP-Verhandlungen nicht angetastet wird."

Deutlich Position beziehen will die Branche nach den Ereignissen in Paris und Kopenhagen auch für die Freiheit des Wortes. "Meinungsfreiheit und Toleranz sind für uns nicht verhandelbar", so Skipis. Die Anschläge und manche der Reaktionen hätten gezeigt, wie fragil die Grundwerte unserer Gesellschaft sind. "Vielleicht waren wir in der Vergangenheit bei diesem wichtigen Thema zu leise." Aktuell setzt sich der Börsenverein für den weißrussischen Verleger, Buchhändler und Freedom-to-Publish-Preisträger Ihar Lohvinau ein, der Anfang 2015 vom Minsker Wirtschaftsgericht zu einer Geldstrafe von umgerechnet mehr als 58.000 Euro verurteilt wurde – und nun vor den Trümmern seiner Existenz steht. Am Rande der Pressekonferenz überreichte Skipis einen Scheck über 1.000 Euro an Thomas Weiler, Vertreter der Deutsch-Belarussischen Gesellschaft, die eine Spendenaktion (http://savelohvinau.club) von Freunden und Kollegen Lohvinaus unterstützt.

Nicht nur als buntes Leipziger Allerlei, sondern deutlich politischer zeigt sich in diesem Jahr auch das die Messe symbiotisch begleitende Festival "Leipzig liest", das bis zum Sonntag mit 3.200 Veranstaltungen an 410 Orten über die Bühne geht. So lädt die gemeinsam mit dem LCB und dem Auswärtigen Amt konzipierte neue Reihe "Im Brennpunkt" zur Diskussion über die aktuelle Lage in der Ukraine und Russland, im Nahen Osten oder in Frankreich ein.

Eröffnet wird die Buchmesse in wenigen Stunden im Gewandhaus mit einem Festakt und der Verleihung des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung an den rumänischen Autor Mircea Cărtărescu – die Laudatio hält Uwe Tellkamp.

nk