Lesetipp: "Praxishandbuch Augmented Reality"

Digitale Haptik

11. Juli 2015
von Börsenblatt
Augmented Reality. Der Begriff steht nach wie vor etwas steif in der Landschaft – ohne Grund: Dirk Schart und Nathaly Tschanz, Autoren des „Praxishandbuchs Augmented Reality“ (UVK), nehmen ihm das Exotisch-Erhabene, vermindern die Distanz, erklären das Konzept und präsentieren haufenweise Beispiele.  

Dass analoge und digitale Welt miteinander verschmelzen, eins werden, ist keine Zukunftsvision – sondern eine (schon einigermaßen triviale) Tatsache. Gräfe und Unzer macht es mit seiner interaktiven Kochbuchreihe in Ansätzen bereits vor, wohin die Reise gehen kann. Der Ratgeberverlag experimentiert mit Augmented Reality, erweitert Print-Bücher um digitale Services: Per Smartphone können Leser Rezepte laden und teilen, Einkaufslisten für später erstellen, sich weitere Bilder anschauen ...

Wer noch glaubt, dass das alles bloß eine teure, überambitionierte Spielerei ist, ganz nett, aber im Grunde überflüssig, dürfte nach dem Lesen des „Praxishandbuchs Augmented Reality für Marketing, Medien und Public Relations“ von Dirk Schart und Nathaly Tschanz anders denken. Die Autoren zeigen, wo der Nutzen liegt (und liegen kann) – abseits aller Spielerei und kurzfristiger Wow-Effekte.

„In der visuellen Kommunikation steht der Sehsinn im Vordergrund, ergänzt durch akustische Informationen“, erklären sie. „Augmented Reality kombiniert einen weiteren Sinn: die Haptik.“ Dabei gehe es um sensorische und motorische Aktivitäten. „Die haptische Wahrnehmung ermöglicht den Nutzern, Objekte zu erfühlen – beispielsweise deren Größe, Oberflächenstruktur oder Konturen.“ Da bekommt auch die Forderung an den Handel, Kunden mit Erlebnissen zu fesseln, einen völlig neuen Drive: Konsumgüterhersteller könnten per Augmented Reality Produkte künftig effektiver als bisher in Szene zu setzen, glauben Schart und Tschanz – indem sie per Augmented Reality Möglichkeiten schaffen, Produkte vor dem Kauf und direkt im Laden auszuprobieren und/ oder sie im „realen“ Einsatz zu sehen.

Schart und Tschanz schlagen eine Brücke zwischen Science-Fiction und Alltag, sind bemüht um Beispiele (aus den Segmenten: Industrie und Automotive, Medizin, Real Estate und Innenarchitektur, Bildung und Training, Gaming und Entertainment), stellen dabei immer die Frage nach der Machbarkeit. Sie erklären die Technologie und die technischen Voraussetzungen, beschreiben Konzepte und geben Tipps, welche Inhalte sich wie am besten visualisieren lassen – damit sie für Nutzer einen Mehrwert darstellen und das Vorurteil der Spielerei gar nicht erst aufkommt. Der Mehrwert des Buches: Skeptiker lädt es zum Testen ein; zum Buch gibt es, natürlich, eine App.  

Über die Autoren: Sie beschäftigen sich seit Jahren mit Augmented Reality-Konzepten – verstehen sich als Pioniere im deutschsprachigen Raum. Dirk Schart leitet die Unternehmenskommunikation und die Marketingabteilung bei Re’flekt, einem Münchner Softwarehaus, das sich auf Augmented-Reality- und Visualisierungslösungen spezialisiert hat. Seine Co-Autorin Nathaly Tschanz ist bei Axel Springer Schweiz unter Vertrag und verantwortet dort den Bereich Digitale Inhalte (beim alle zwei Wochen erscheinenden Magazin „Beobachter“).

tw

Dirk Schart, Nathaly Tschanz: Praxishandbuch Augmented Reality für Marketing, Medien und Public Relations. UVK, 190 S., 29,99 Euro (ET: 15. Juli 2015)