Die Verlegerin kündigt an, sich in "absehbarer Zeit" aus dem operativen Geschäft zurückziehen zu wollen und noch im Aufsichtsrat Einfluss nehmen zu wollen. Den acht Jahre währenden Streit mit Minderheitsgesellschafter bezeichnet die Suhrkamp-Verlegerin als "Verteidigungskrieg".
"Wären die letzten acht Jahre nicht gewesen, hätte ich schon fünf Jahre früher, mit dem Umzug nach Berlin, die Verlagsleitung an Jonathan Landgrebe übergeben", sagt Unseld-Berkéwicz. Sie sei "dankbar", dies jetzt tun zu können. Hans Barlachs Medienholding habe eine "feindliche Übernahme" geplant, Barlach "und seine Gevattern" symbolisieren für Berkéwicz den "Krieg des Kapitals wider den Geist".
Unseld-Berkéwicz sagt, sie hätte nach dem Tod Siegfried Unselds "einen in sich zerstrittenen Laden" übernommen, die achtjährige Fehde mit Barlachs Medienholding habe "viel, viel Geld gekostet" (über Details wird geschwiegen).
Außerdem wiederholt die Verlegerin die Angaben zur neuen Struktur von Suhrkamp: Sie folgt, zusammen mit Sylvia Ströher auf den Gründungsaufsichtsrat der Suhrkamp AG, bestehend aus Gerhart Baum, Hans Magnus Enzensberger und Marie Warburg. Eine weitere Person soll dem Aufsichtsrat angehören – die Person stehe bereits fest, ihre Identität sei "noch ein Geheimnis". Die Übergabe der Geschäftsleitung werde noch ein halbes Jahr in Anspruch nehmen.
Der alleinige Vorstand der Suhrkamp AG wird laut Verlag Jonathan Landgrebe sein. Ihm wird ein Geschäftsleitungsgremium aus drei bis vier Personen zur Seite stehen. Benannt sind: Raimund Fellinger, der Cheflektor, Tanja Postpischil, die Unternehmenssprecherin, und Gerhard Schneider, der Kaufmännische Leiter des Suhrkamp Verlags. Der bisherige Mitgeschäftsführer Thomas Sparr wird künftig als Editor-at-large wirken.
Die Mehrheit der Aktien der Suhrkamp AG besitzen künftig die Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung und die Familie Ströher gemeinsam. Die Stimmrechte ihrer Aktien sind dabei vertraglich gebündelt. In diesem Bündnis verfügt die Familienstiftung über die Mehrheit.
