Lesetipp "Zeit online"

Offener Brief an Martin Vogel

28. April 2016
von Börsenblatt
Wissenschaftsautor Martin Vogel hatte gegen die Beteiligung von Verlagen an den Ausschüttungen der VG Wort geklagt und Recht bekommen. Das Urteil des BGH hat für die Branche gravierende Folgen. Karen Köhler richtet sich in der "Zeit" in einem offenen Brief an den Autor. 

Martin Vogel hat die Verlagswelt durcheinandergewirbelt und mit seiner Klage gegen die VG Wort eine jahrzehntelange Praxis hinfällig werden lassen. Die Ausschüttungen der VG Wort stehen laut BGH nun ausschließlich den Auroren zu. Die sollten sich eigentlich darüber freuen, doch weit gefehlt. 

Karen Köhler, selbst Autorin, wandte sich in einem offenen Brief auf "Zeit online" an den Autor wisenschaftlicher Publikationen und steigt direkt mit deutlichen Worten ein: "Lieber Martin Vogel, seit Tagen frage ich mich, ob Sie eigentlich wissen, was Sie da angerichtet haben." Köhler fragt sich - und Vogel - ob er sich tatsächlich über das Urteil freuen könne, "aber eine Schneise der Verwüstung in der deutschen Verlagslandschaft hinterlassen zu haben."

Sie erklärt die weitreichenden Konsequenzen, die Vogels Klage auch für die Autoren belletristischer Werke haben wird: Köhler fürchtet durch die finanziellen Einschränkungen vor allem um die Diversität belletristischer Verlage: "Der Verleger Jörg Sundermeier selbst hat bereits erklärt, dass sich die Einbußen solcher Beträge auf sein Programm auswirken werden." So würden künftig wohl weniger Bücher gedruckt, von denen man im Vorfeld nicht erwarten könne, dass sie sich rentieren.