Lesetipp in der „FAZ“ - Literaturagent Andrew Wylie

"Wenn Sie die Wahl haben zwischen der Pest und Amazon, wählen Sie die Pest!"

17. März 2014
von Börsenblatt
Bereits der "Spiegel" ätzte über Amazons Verlagspläne in Deutschland, den schärfsten Kritiker hat Jeff Bezos ausgerechnet in einem früheren Verbündeten gefunden. Literaturagent Andrew Wylie lässt heute im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" kein, wirklich kein gutes Haar an Amazon.

Die deutschen Verlage müssten die Pläne Amazons nicht fürchten, nun auch in Deutschland Bücher auf den Markt bringen zu wollen. Vermutlich würde Amzon "fast alles nehmen, was nicht verlegt zu werden verdient - und das wird ihr Verlagsprogramm sein", prophezeit Agent Andrew Wylie mit Rückblick auf den mangelnden Erfolg der Amazon-Verlage in den USA. Das Unternehmen betreibe "die belangloseste Verlagspolitik, die man sich vorstellen kann." Verlagen und Nachwuchsautoren will Wylie den Schulterschluss mit Bezos ausreden als gelte es den Teufel auszutreiben. 2010 hatte er selbst einen Exklusiv-Vertrag mit seinem Klassiker-Verlag "Odyssey Editions" ausgehandelt.

An Jubelmeldungen von Amazons PR-Maschine glaubt der Agent jedenfalls nicht, belegt dies sogar anhand von Verkaufszahlen für A.L. Kennedys "The Blue Book": Statt über 8.000 Exemplaren sollen nur rund 800 verkauft worden sein. „Wenn Jeff Bezos sagt: Der Himmel ist blau, dann ziehe ich meinen Regenmantel über und nehme den Regenschirm mit."

Das eigene Verlagsprogramm sei für das Unternehmen nur eine Attrappe, hinter der die Monopol-Träume und gar die Klage gegen Apples Agency-Modell verborgen werden sollen. Darum sei der Weggang von Larry Kirshbaum als Programmmacher in den USA auch vollkommen unproblematisch: An das ernsthafte Verlegen von Büchern dächte man bei Amazon nämlich nicht, meint Wylie.

Das Interview ist in der heutigen Print-Ausgabe der "FAZ" zu lesen (Feuilleton, Seite 11).