Mainzer Kolloquium zu Green Publishing

"Fragen Sie mal Ihre Druckerei"

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Über die Erarbeitung von Kriterien von Umweltstandards für die Verlagsbranche informierte heute nachmittag das Mainzer Kolloquium zum Thema Green Publishing. Für viele überraschend: "FSC und PEFC sind hervorragende Siegel für Holz, aber nicht für Papier, weil sie den Energie- und Wasserverbrauch wie die Abwasserbelastung nicht berücksichtigen", so Achim Schorb vom Institut für Energie und Umweltforschung.

"Wenn die Branche selbst glaubwürdig aktiv wird, kann sie gesetzlichen Regelungen zuvorkommen", so Anke Oxenfarth von der Stabsstelle Nachhaltigkeit im Oekom-Verlag. Denn: "Für uns ist dieses Projekt eine Art Pilotprojekt für die Erarbeitung und Etablierung von Umweltstandards innerhalb einer Branche", hatte Ulf Jaeckel vom Umweltbundesamt bereits 2011 beim Kick-off des Projekts erklärt. Oxenfarth arbeitet seit 2011 im Rahmen eines Umweltforschungsplans an neuen Umweltstandards für die Verlagsbranche, ein wichtiges Ziel dabei ist, Kriterien für Branchenstandards entwickeln.

Generell sei die Recherche nach ökologischen Alternativen für Verlage recht aufwändig, so Oxenfarth, zudem träfen gerade kleinere Unternehmen im Alltagsgeschäft permanent auf Hürden und hätten es durch ihre geringe Marktmacht doppelt schwer, Forderungen nach nachhaltigem Produzieren etwa bei Druckereien durchzusetzen. Seit 2007 hat Oekom einen Nachhaltigkeitsbeauftragten, seit 2009 wird die Energiebilanz von Prozessen und Produkten optimiert und die Emissionen jährlich bilanziert, seit 2009 werden alle Publikationen auf Recycling Papier gedruckt.

Achim Schorb vom Institut für Energie und Umweltforschung betrachtete unterschiedliche ökologische Labels wie den Blauen Engel, UZ Österreich, das EU-Ecolabel, das Nordic-Ecolabel, FSC, PEFC und das BVT-Merkblatt unter verschiedenen Gesichtspunkten wie Ressourcenschonung, Gebrauchsbelastung, Umweltmanagementsysteme, Verzicht auf Gentechnik und Audits. "FSC und PEFC sind hervorragende Siegel für Holz, aber nicht für Papier, weil sie den Energie- und Wasserverbrauch wie die Abwasserbelastung nicht berücksichtigen, ebensowenig die Umweltmanagementsysteme", kritisierte Schorb. "Auch Transportminimierung oder der Einsatz von Chemikalien spielen da keine Rolle." Nach den Vergleichen des Instituts weise der Blaue Engel aus Sicht der Nachhaltigkeitskriterien die größten Übereinstimmungen für nachhaltige Papiererzeugung auf.

Auch auf die Druckprozesse ging Schorb ein wie Minimierung der Lösemittelemissionen, Minimierung der gesundheitlich und ökologisch bedenklichen Inhaltsstoffe (etwa Ausschluss von problematischen Azoverbindungen, Reiniger, Allergene, mineralöl- oder migrationsfreie Druckfarben). "Fragen Sie mal Ihre Druckerei, was sie verwendet", forderte Schorb auf. Druckereien sollten energieeffiziente Druckmaschinen einsetzen und ihre Druckprozesse beobachten sowie ein Abwassermanagement haben.