Man Booker Prize 2014 an australischen Autor

Richard Flanagan in London gekürt

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Der australische Autor Richard Flanagan hat gestern in London den Man Booker Prize 2014 erhalten − für "The Narrow Road to the Deep North" (Chatto & Windus). Der Preis ist mit 50.000 britischen Pfund (circa 62.800 Euro).

Zudem bekam Flanagan eine Designer-Edition seines Buches sowie weitere 2.500 Pfund wie alle Shortlist-Kandidaten.

Richard Flanagan ist der dritte Australier, der den Preis gewinnt. Vor ihm konnten sich laut Man Booker-Mitteilung seine Landsleute Thomas Kenneally (1982) und Peter Carey (1988 und 2001) in die Siegerliste eintragen. "The Narrow to the Deep North" ist der sechste Roman von Flanagan. Die Handlung ist im Zweiten Weltkrieg angesiedelt: Der Arzt Dorrigo Evans gerät in japanische Kriegsgefangenschaft und wird zur Arbeit an der berüchtigten Thailand-Burma-Eisenbahn gezwungen. Eine "quälende Bestandsaufnahme der Kosten eines Krieges für alle, die daran beteiligt sind", urteilte die Jury. Flanagan versuche, die Motive für die extremen Grausamkeiten zu ergründen und zeige aber auch, dass die Täter in in gewisser Weise ebenso Opfer seien, wie die geschundenen Kriegsgefangenen. Inspiriert wurde Flanagan von den Erlebnissen seines Vaters, der als Kriegsgefangener den Bau der Eisenbahnstrecke überlebte.  

Richard Flanagan wurde 1961 in Longford auf Tasmanien geboren. Sein Geschichtsstudium schloss er 1991 in Oxford ab. Sein erster Roman, "Death of a River Guide" erschien 1994 (dt.: "Tod auf dem Fluss", Berlin Verlag 2004). Für "Gould's Book of Fish" (2001; dt.: "Goulds Buch der Fische", Berlin Verlag 2002) erhielt er 2002 den Commonwealth Writers' Prize.

Flanagan setzte sich gegen die Shortlist-Kandidaten Ali Smith, Howard Jacobson, Neel Mukherjee, Joshua Ferris und Karen Joy Fowler durch.

In diesem Jahr konnten erstmals Kandidaten aus allen Ländern teilnehmen, wenn die eingereichten Titel im Original auf Englisch geschrieben waren und in Großbritannien publiziert wurden − das hatte für kontroverse Diskussionen gesorgt.