Marktforschung USA

Aptara-Verlagsstudie: E-Books setzen sich fast überall durch

22. September 2011
von Börsenblatt
Bald jeder fünfte US-Verlag erzielt mehr als 10 Prozent seiner Einnahmen mit E-Books. Und Amazon ist für 38 Prozent der amerikanischen Verlage immer noch die wichtigste Umsatzquelle im E-Book-Geschäft. Dies sind zwei prominente Ergebnisse einer umfangreichen Studie des US-Unternehmens Aptara.

Der im US-Bundesstaat Virginia beheimatete Publishing-Dienstleister hat seine dritte jährliche E-Book-Studie unter dem Titel "Uncovering eBooks’ Real Impact" vorgelegt. Zwei Vorgängeruntersuchungen erschienen 2009 und 2010.

Im Fokus der Studie stand die Frage, wie die Verleger den Übergang zum digitalen Publizieren bewältigen. Dabei standen weniger Marktzahlen im Mittelpunkt, die der US-Verlegerverband erst kürzlich kommuniziert hatte, als die Veränderungen im Unternehmen selbst: Wie viele E-Books werden schon produziert? Wie hoch ist ihr Anteil am gesamten Umsatz?

Zur Sprache kamen dabei auch Probleme, die die Verlage noch mit Lesegeräten, Formaten und fehlenden Standards (zum Beispiel in der Herstellung) haben. An der im April 2011 durchgeführten Befragung nahmen 1.350 amerikanische Verlage teil.

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:

  • 62 Prozent aller befragten Verlage produzieren bereits E-Books. Der Anteil bei den Publikumsverlagen liegt dabei mit 76 Prozent am höchsten. Bei STM-Verlagen sind es 64 Prozent, bei Lehrbuchverlagen (College) nur 55 Prozent und bei Schulbuchverlagen (bis Highschool) 63 Prozent.
  • 18 Prozent der befragten Verlage planen die Produktion von E-Books, 6 Prozent haben auf absehbare Zeit keine Pläne.
  • Der Anteil von Unternehmen, die keine E-Books produzieren, sank von 47 Prozent im Jahr 2009 auf 6 Prozent 2011.
  • Hauptantrieb für die E-Book-Produktion war nach Auskunft der Verlage nicht die wachsende Nachfrage auf Kundenseite (36 Prozent), sondern der steigende Umsatz (42 Prozent; bei Publikumsverlagen: 49 Prozent). Eine höhere Gewinnspanne gaben nur 3 Prozent der Befragten als Motiv für die E-Book-Produktion an.
  • Mehr als ein Drittel der Verlage (37 Prozent) gaben an, 76–100 Prozent ihrer Titel (auch) als E-Book herauszubringen.
  • Fast jeder fünfte der befragten US-Verlage (18 Prozent) erzielt laut Studie bereits mehr als 10 Prozent seiner Einnahmen mit E-Books, bei weiteren 10 Prozent der Verlage liegt der Umsatzanteil bei 7–10 Prozent.
  • Wichtigste Zielplattform für den Download von E-Books ist Aptara zufolge neben dem Computer (PC / Mac) mit 19 Prozent der Kindle von Amazon (18 Prozent) – wobei vor allem STM-Verlage Downloads für Computer verkaufen. Für klassische E-Reader, die ePUB-Dateien darstellen können („Single-function EPUB devices“) vertreiben 15 Prozent der Verlage ihre E-Books – ebensoviele wie für den iBookstore von Apple, der ebenfalls ePUB-Formate bereitstellt.
Damit machen ePUB-E-Books rund 30 Prozent aller angebotenen E-Books aus. Amazon verkauft über den Kindle Store nur E-Books im proprietären Format AZW (ein modifiziertes Mobipocket-Format). Andere Plattformen spielen eine geringere Rolle.

Weitere Ergebnisse:
  • Die bevorzugten Vertriebskanäle sind – teilweise deckungsgleich mit den Geräteplattformen – Amazon mit 18 Prozent, eigene Verlags-Websites mit 16 Prozent, der E-Book-Shop von Barnes & Noble mit 13 Prozent, der Apple iBookstore mit elf Prozent, Kobo / Borders und der Sony eBook Store mit je 8 Prozent und Apple iTunes mit 7 Prozent (sonstige: 10 Prozent; unklar: 2 Prozent). Gegenüber früheren Befragungen hat der Anteil von Amazon allerdings abgenommen.
  • Die Größe des Titelvolumens auf den verschiedenen Plattformen sagt nichts über die Umsatzgröße aus. Eindeutig an der Spitze liegt Amazon: 38 Prozent der befragten Verlage gaben an, den größten Umsatzanteil mit E-Books bei Amazon zu erzielen. Die eigene Website gaben 25 Prozent als die stärkste Umsatzquelle an. Zum Vergleich: Nur 2 Prozent gaben den Apple iBookstore an, nur 1 Prozent Kobo / Borders.
Amazon ist damit – das belegt die Studie eindeutig – immer noch der Treiber des Geschäfts mit E-Books im US-Buchmarkt.

Eine Frage, die in der E-Book-Diskussion immer wiederkehrt, ist die nach der Zahl der als E-Book verfügbaren Titel in den Verlagsprogrammen. Aptara fragte die Verlage nach dem Anteil der Backlist-Titel, die in E-Books konvertiert worden seien:
  • Nur 14 Prozent der Verlage gaben an, mehr als 75 Prozent der Backlist in E-Books konvertiert zu haben. Bei 44 Prozent liegt dieser Anteil hingegen nur zwischen 1 und 25 Prozent.
  • Noch ein interessantes Ergebnis: Titel, die ausschließlich elektronisch produziert werden, sind in der Minderheit. 85 Prozent aller Bücher werden ergänzend zur Print-Ausgabe produziert, nur 10 Prozent ausschließlich digital (bei 5 Prozent der Antworten war nicht klar, ob eine Substitution von Printtiteln stattfinden soll oder nur eine Ergänzung).

Die komplette Studie kann unter http://www.aptaracorp.com/home/survey heruntergeladen werden.