Mediacampus - Schulen des Deutschen Buchhandels

Come together in Seckbach

2. Juni 2012
von Börsenblatt
Rauschende Geburtstagsparty: Am Freitag wurden 50 Jahre Mediacampus Frankfurt gefeiert. Vor der Mensa war der rote Teppich ausgerollt.

Auf dem Campus der einstigen Deutschen Buchhändlerschule wurde das Jubiläum gebührend gefeiert. Festreden und Grußworte von bekannten Persönlichkeiten der Buchbranche, Lesungen bekannter Autoren, eine Filmvorführung, ein Kickerturnier, Live-Musik, eine Ausstellung zur Geschichte des Campus und allerbeste Partystimmung ließen die Schulen des Deutschen Buchhandels bis in die Nacht vibrieren.

In der Mensa fand der offizielle Teil des vielfältigen Festprogramms statt: Unter den zahlreichen Festrednern fand sich auch die frisch vereidigte Kultusministerin Nicola Beer. Keine 24 Stunden nach ihrer Amtseinführung ließ es sich die 42-Jährige nicht nehmen, mit ihrem ersten öffentlichen Amtsbesuch ein Signal zu setzen: „Ich bin zwischen Büchern groß geworden“, verriet die Ministerin und lobte „die technologische Offenheit“ und den „praxisorientierten Ansatz“ des Internats. „Privatschulen wie Sie sind Ideengeber für pädagogische Konzepte“, so Beer. „Sie machen Zukunft möglich.“ Ministerbesuch zum Jubiläum – ein Zeichen für Zukunft.

Zukunft möglich machen und dem Wandel mit Mut und Offenheit begegnen: Zweifelsohne war dies der rote Faden, der sich auch durch die anderen Grußworte zog, die von Börsenblatt-Chefredakteur Torsten Casimir charmant und mit Witz anmoderiert wurden. „Eine Branche, die sich eine solche Schule leistet, braucht keine Angst vor der Zukunft zu haben“, verkündete Hermann-Arndt Riethmüller (Osiander). Er würzte seinen Beitrag mit Auszügen aus Erfahrungsberichten, die Osiander-Azubis nach ihrem Seckbach-Aufenthalt vorlegen müssen. Rund 300 Azubis des Unternehmens haben in den vergangenen 50 Jahren den Weg nach Seckbach angetreten: „Die Buchhändlerschule ist ein Erlebnis“, so Riethmüllers Fazit. Der Campus sei eine „Begegnungsstätte Gleichgesinnter“, die „Sternstunden in der Begegnung mit Autoren und Verlegern“ möglich mache. Die Berichte legen ein Zeugnis vom Leben an der Seckbacher Schule ab, die manchem als „Sammelpunkt für schräge Vögel mit einem Hang zur Romantik“ gilt. Da war von schauspielerischen „geschlechtsübergreifenden Glanztaten“ die Rede, mit der bestimmte Dozenten im Literaturunterricht Fontanes Effie Briest aufführten, von gelungenen Exkursionen und stimulierendem Zynismus des Lehrkörpers, der „sicherstellt, dass sich der Stoff für immer nachhaltig ins Gehirn brennt.“ Der Campus sei als „Ort der starken sekundären Effekte“ nicht zu unterschätzen, formulierte Uwe Rosenfeld (S. Fischer Verlage) es etwas abstrakter in seiner lässigen Ansprache. Er zog den Hut vor der Innovationsbereitschaft des mediacampus, die sich auch in der neuen Ausbildung zum Medienkaufmann zeige.

Gerade den alten Hasen rutschte bisweilen der frühere Name des Internats unwillkürlich über die Lippen: Die Umbenennung und Neuausrichtung zum „Bildungsdienstleister und Bildungsort vieler Themen“ (mediacampus-Geschäftsführerin Monika Kolb-Klausch) ist zugleich ein Symbol für den gesamten Transformationsprozess der Branche. Auch wenn die Themen Digitalisierung und Medienrevolution immer wieder aufblitzten, das Gipfeltreffen auf dem „buchhändlerischen Zauberberg“, (so Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder) war auch eine Besinnung auf kleine und große Sternstunden – und zeigte den Zusammenhalt der Branche. „Jedes Jahr beginnt die Zukunft der Branche hier neu“, sagte Honnefelder. Der mediacampus sei eine Schmiede für die Karrieren, Netzwerke und lebenslange Freundschaften gleichermaßen“.

Heinrich F. Otto, letzter Leiter der Deutschen Buchhändlerschule, warf einen Blick in die Geschichte der Institution und Architekt Dirk Miguel Schluppkoten demonstrierte anhand von Fotografien seine Arbeit bei der Modernisierung und dem Umbau des Campusgeländes 2006.

Susanne Bez (Umbreit) hatte sich bereits Karten zu „Rock am Park“ gesichert, entschloss sich aber glücklicherweise, die Einladung zur Festveranstaltung nicht auszuschlagen. Mit viel Humor berichtete sie von ihrer Zeit auf der „Buchhändlerinnen-Schule“, vom nächtlichen „Nackenbeißer-Lesecontest“ und mitternächtlichen Ausflügen zu Kneippbädern. Mit einem spontanen Programmpunkt endete der offizielle Veranstaltungsteil: Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, dankte mediacampus-Leiterin Monika Kolb-Klausch, zugleich Bildungsdirektorin des Börsenvereins, für ihren zupackenden Einsatz in den vergangenen fünf Jahren und bezeichnete sie als „Wirbelwind“. Kolb-Klausch habe eine Meilenstein für die Branche gesetzt, lobte Skipis: „Sie ist durch und durch eine Verkäuferin: Man würde ihr alles geben".

Rund zwei Stunden wurden Festreden und Grußworte vorgebracht, aufgelockert durch die satten Beats der Frankfurter Band „The prophet and the prophets“. Musikalisch ging es später im Libresso weiter, wo ab 22 Uhr Markus Klose (Hoffmann und Campe) am digitalen Plattenteller stand. Voller Einsatz war auch beim Kicker- und beim Tischtennistunier gefragt. Ruhiger ging es indes bei den Lesungen in der Piperlounge zu – oder bei den zahllosen Gesprächen zwischen alten und neuen Bekannten: Der mediacampus, nach 50 Jahren noch immer ein Ort anregender (Wieder-)Begegnungen.

Impressionen von der Jubiläumsfeier finden Sie in unserer Bildergalerie.