Meinung

Erhalten, was gut geht

28. Juni 2007
von Börsenblatt
Preisbindung - Karin Schmidt-Friderichs fordert vernünftige Rabattpolitik vom Barsortiment. Diskutieren Sie mit in unserem Forum!
Das eigentliche Schlusswort der Buchhändlertage hielt Michael Busch (Thalia). Ein eindringlicher Appell (mit drohendem Unterton?), die Preisbindung nicht durch das Verhalten einiger Marktteilnehmer in der derzeit preisbindungsfreien Schweiz zu gefährden. Spontaner Applaus überdeckte das Vorsteher-Schlusswort und spannte den Bogen zur nachdenklich stimmenden Begrüßung des »Weltensammlers« Trojanow, mit der die Buchhändlertage tags zuvor eröffnet worden waren. Vielleicht haben wir den Rissen im Damm der Preisbindung vor lauter BAG nicht genügend Beachtung geschenkt. Vielleicht haben wir die mahnenden Worte von Norbert Lammert zu schnell beiseitegeschoben … Da verkaufen kurz nach dem Bekanntwerden des (einstweiligen) Falls der Preisbindung in der Schweiz große Handelsketten im gro­ßen Stil unter Preis (auch unter Euro-Preis). Auch Nischentitel, die nach wirtschaftlichem Denken in freien Märkten eher teurer werden müssten. Wie unsere Fachbücher. Anlass zu Fragen also: Wenn ein Händler derart »großzügig« Rabatte zum Schaden der Kleinen und mit erodierender Wirkung auf die Preisbindung in Deutschland geben kann, scheint er selbst zu güns-tige Bezugsbedingungen zu haben. Das muss man von Verlagsseite doch steuern können … Natürlich bestellen Ketten nicht direkt bei uns, unsere CH-Auslieferung setzt den Rabatt bereitwillig runter und feiert die »Jeanne d’Arc« des Schweizer Buchhandels. Aber auch dieser Bestellweg erweist sich als Holzweg auf der Suche nach einer verantwortungsvollen Rabattpolitik. Bleiben die Barsortimente. Die hierzulande klar für die Preisbindung eintreten, sich als Partner des unabhängigen Sortiments verstehen und mit dieser Argumentation bei den Verlagen üppige Rabatte durchsetzen. Um in der Schweiz Ketten zu unterstützen, die mit Pauschalrabatten die gesetzliche Preisbindung dort zur Utopie machen und hier destabilisieren? Wenn das so wäre, dann hieße es, dass die Barsortimente der Vielfalt und dem Kulturgut Buch einen Bärendienst erwiesen, indem sie mit dem Geld der Verlage das Sterben des unabhängigen Sortiments beschleunigen. Wollen wir das? »Wir nehmen die Grundlagen unserer Zivilisation oft für selbstverständlich hin, ohne uns zu vergegenwärtigen, woher sie stammen und was wir ihnen verdanken. So ist es auch mit unserem weltweit wohl einmalig vielfältigen und effizienten Buchhandelsnetz. ... Reparier nicht, was gut geht!«, mahnt Trojanow, und ich plädiere ergänzend: Erhalte, was gut geht. Mit Mut, klaren Worten und Taten.