Meinung: Deutscher Buchpreis

Der Reiz der Debüts

26. Februar 2015
von Börsenblatt
Warum die Jury im Zweifel lieber Romane von Debütanten als von etablierten Autoren nominiert hat. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Holger Heimann.

Auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2011, die nach Dafürhalten der Jury die besten 2o deutschsprachigen Romane versammelt, stehen sechs Debütanten: Namen wie die von Jens Steiner, Doris­ Knecht oder Astrid Rosenfeld, die selbst im Buchhandel kaum jemand kennen wird. Nicht auf der Liste­ ist dafür eine Reihe etablierter Autoren, darunter Martin Walser, Helmut Krausser, Zsuzsa Bánk und Karl-Heinz Ott.

An der Qualität allein wird es nicht liegen. Krausser zum Beispiel ist gewiss nicht schlechter als Knecht. Autoren bekannt zu machen – das ist traditionell Aufgabe des Verlegers und zugleich Lohn, weil das Entdecken auf- und anregend ist. Der Jury mag es da ganz ähnlich ergangen sein, weswegen im Zweifel womöglich mancher Newcomer dem bereits Bekannten vorgezogen wurde. Der Buchpreis, so wurde kritisiert, verenge den Fokus auf wenige Titel. Offensichtlich aber ist nun: Viele rückt er überhaupt erst ins Licht.