Motivation lernen

Die Kraft des Scheiterns

20. Dezember 2016
von Börsenblatt
Die meisten Motivationsratgeber aus der "Tschakka"-Ecke haben mit Wissenschaft wenig zu tun. Anders das Werk von Pamela Obermaier und Marcus Täuber. Sie propagieren "Richtiges Denken als Schlüssel zum Erfolg", so der Untertitel, und stützen sich dabei auf die Erkenntnisse der Neurobiologie.

Die beiden Österreicher – sie Psychologin und Philosophin, er Neurobiologe und Mentaltrainer – wollen in "Gewinner grübeln nicht" (Goldegg, 220 S., 19,95 Euro) mit Klischees aus dem Selbsthilfemarkt aufräumen und zeigen, wie man Wissen aus der Hirnforschung nutzen kann, "um auf allen Ebenen ein Siegertyp zu werden".

Sie entlarven Mythen, etwa, dass eiserner Wille und große Ziele sogar ein Erfolgskiller sein könnten. Besser ist es, von vornherein das Scheitern einzukalkulieren – "es macht uns letztlich stärker und erfolgreicher". Oder die Tatsache, dass wir multitaskingfähig seien. Nicht einmal Frauen sind es, schreiben die Autoren. Zwei oder mehr Dinge gleichzeitig zu erledigen geht nur, wenn ein Vorgang Routine, sprich automatisiert ist.

Denken kann man lernen und trainieren wie einen Muskel. Wer zum Beispiel Gewohnheiten gezielt und bewusst anlegt und verankert, bleibt eher bei der Sache, ob im Sport oder im Job. "Es ist unumgänglich, ein Ritual aufzubauen, wenn man sich selbst und den eigenen Schweinehund überlisten will", raten Obermaier und Täuber. Man sollte auch öfter mal tagträumen: Gerade wenn wir nichts tun, sind große Hirnbereiche besonders aktiv. "Hier dürfte sogar die Quelle unserer Kreativität liegen", so die Einschätzung der Autoren.

"Gewinner grübeln nicht" liefert überraschende Erkenntnisse, mit viel medizinischem Unterbau, der Laien aber nie überfordert. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass wir zu einem Großteil in der Vergangenheit leben und unsere aktuelle Welt nur zu einem einzigen Prozentpunkt von unseren Sinnesorganen geprägt wird, zu neunundneunzig Prozent jedoch von unserem Gedächtnis? Wer sich dessen bewusst ist, fällt künftig in bestimmten Situationen womöglich andere Entscheidungen.