MVB beendet Gespräche

Keine Einigung mit Tolino-Allianz

30. Oktober 2013
von Börsenblatt
Die Gespräche zwischen MVB und der Tolino-Allianz über eine Öffnung der Tolino-Infrastruktur für den unabhängigen Buchhandel sind ohne Erfolg beendet worden. Trotz intensiver Bemühungen habe man keinen zufriedenstellenden Kompromiss zwischen den beteiligten Parteien vermitteln können, teilte die MVB heute mit. Deshalb habe der Aufsichtsrat der BBG beschlossen, die Verhandlungen mit der Tolino-Allianz vorerst nicht weiterzuführen.

In einer gemeinsamen Stellungnahme der Partner in der Tolino-Allianz hieß es am Abend hingegen, das Thema Offenheit liege allen Tolino-Partnern am Herzen. "Daher bemühen wir uns sehr intensiv um eine Lösung für die Branche." Die Beendigung der Gespräche seitens der MVB nehme man "mit sehr großem Bedauern zur Kenntnis". Die Allianz teilte weiter mit, sie werde "weiterhin mit anderen möglichen Partnern sprechen"; Ziel sei es, "andere Branchenteilnehmer in die Tolino-Partnerschaft einzubinden".

Über die letzten sechs Monaten hinweg habe die MVB in intensiven Gesprächen mit der Tolino-Allianz nach Lösungen gesucht, die Tolino-Infrastruktur für den unabhängigen Buchhandel zu öffnen und somit ein branchenweit einheitliches Angebot für den Verkauf von E-Readern und E-Books zu schaffen. Das betont die Verbandstochter in ihrer Presseinformation. Trotz intensiver Bemühungen habe die MVB keinen zufriedenstellenden Kompromiss zwischen den beteiligten Parteien vermitteln können. Deshalb habe der Aufsichtsrat der BBG am 24. September 2013 den entsprechenden Beschluss gefasst. Auch letzte Gespräche am Rande der Buchmesse brachten offenbar keine Einigung.

"Bis zuletzt hat die MVB versucht, zwischen den Interessen des unabhängigen Buchhandels und denen der Tolino-Allianz zu vermitteln, um die jetzt erfolgten Beendigung der Gespräche abzuwenden − leider ohne Erfolg", bedauert Ronald Schild, Geschäftsführer der MVB, die Entwicklung.

Erklärtes Ziel und Auftrag für die MVB sei es gewesen, so die Mitteilung weiter, mit dem Tolino eine einheitliche und branchenweite Lösung für den Verkauf von E-Books zu implementieren. Hierzu habe die MVB in enger Abstimmung mit Experten aus allen Teilen der Branche entsprechende Konzepte entwickelt und diese in die Verhandlungen mit eingebracht.

Im Rahmen dieser sehr intensiv geführten Gespräche habe die MVB bis Ende August schon viele Bausteine diskutieren und festlegen können, unter anderem bereits die meisten Einzelheiten bezüglich der technischen Einbindung.

Drei Widersprüche konnte die MVB der Mitteilung zufolge in den Gesprächen mit der Allianz jedoch nicht auflösen:

1) Exklusiver Content-Bezug über Pubbles

Die Allianz bündelt den Content-Bezug über den Partner Pubbles − ein Gemeinschaftsunternehmen von Bertelsmann und DBH. Der unabhängige Buchhandel sehe es jedoch in Hinblick auf Verfügbarkeit und Preis als strategisch zwingend an, alternative Bezugsquellen einzubinden. 

2) Wirtschaftlichkeit

Die angebotenen Bedingungen der Tolino-Allianz sind aus Sicht von Aufsichtsrat und MVB wirtschaftlich nicht tragfähig. So fordere die Allianz, zukünftige Partner auch an bisherigen Investitionen zu beteiligen. Das würde aber die Margen für die beteiligten Buchhändler deutlich verschlechtern und darüber hinaus eine Subventionierung durch die MVB erfordern, argumentieren die Frankfurter.

3) Mitsprache (Partnerschaft)

Als Partner in der Tolino-Allianz hbe sich der unabhängige Buchhandel auch entsprechende Mitspracherechte bei der Weiterentwicklung gewünscht. Dem habe der Wunsch der Tolino-Allianz nach möglichst hoher Flexibilität und Umsetzungsgeschwindigkeit entgegen gestanden. Daher habe es auch hier keinen gangbaren Kompromiss gegeben.

"Der Wunsch des unabhängigen Buchhandels nach einer E-Book-Plattform besteht indes weiter", erläutert Schild abschließend. "Hier wird jetzt die MVB in den kommenden Wochen in den Dialog mit Vertretern der Branche treten. Gemeinsam werden wir hier Szenarien erarbeiten und diskutieren, wie Lösungen für den E-Book-Verkauf im unabhängigen Sortiment aussehen können."