Nachruf

"Ohne ihn gäbe es die Buchmesse in ihrer jetzigen Form nicht"

14. Januar 2008
von Börsenblatt
Sigfred Taubert ist am 10. Januar im Alter von 93 Jahren verstorben. Ein Nachruf von Klaus G. Saur.
Nach einer gründlichen und umfassenden buchhändlerischen und Antiquariatsausbildung bei Otto Harrassowitz in Leipzig kam er nach längeren Lehr- und Wanderjahren Anfang der 50er Jahre zum Börsenverein des Deutschen Buchhandels nach Frankfurt. Zunächst für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, wurde er 1958 Direktor der Frankfurter Buchmesse bzw. Leiter des Büros für die Buchmesse, das seinerzeit dem Verlegerausschuss des Börsenvereins unterstand, ab 1964 dann Geschäftsführer der Ausstellungs- und Messe GmbH des Börsenvereins und offiziell mit dem Titel Direktor der Frankfurter Buchmesse ausgestattet. Sigfred Taubert war umfassend gebildet, sprach wohl zehn Sprachen perfekt, lernte immer wieder neue Sprachen und war die absolut ideale Besetzung für die Leitung der Buchmesse. Die in den 50er Jahren noch relativ regional oder auch europäisch wirkende Messe entwickelte er zur größten Buchmesse der Welt. Von rund 700 Ausstellern brachte er die Buchmesse zu einer Ausstellerzahl von über 4.500 mit Teilnehmern aus allen Kontinenten und mehr als 80 Ländern. Aufgrund seiner persönlichen Kontakte brachte er immer mehr Verlage der ganzen Welt dazu, in Frankfurt auszustellen. Sein Abschiedsfest 1974 in Maintal brachte noch einmal die internationale Buchmesse in einer Vollständigkeit zusammen, wie es wohl kaum je wieder stattgefunden hat. Sigfred Taubert war ein Genie der Kommunikation und der freundschaftlichen Beziehungen. Seine weltweiten Kontakte führten zu immer größeren Erfolgen für die Buchmesse in Frankfurt und brachten ein Ansehen für den Deutschen Buchhandel, für den Börsenverein und für die Buchmesse, wie wir uns das heute kaum noch vorstellen können. 1992 schienen bei Hauswedell seine Memoiren unter dem Titel „Mit Büchern die Welt erlebt“, wo er ungewöhnlich anschaulich und lebendig nicht nur die Entwicklung der Buchmesse so fantastisch beschreibt, sondern auch über die deutschen Buchausstellungen in aller Welt berichtet und über die Auslandsarbeit für das deutsche Buch. Er hat Maßstäbe gesetzt. Ohne ihn gäbe es die Buchmesse in der heutigen Form nicht. 1974 ging er in den Ruhestand und unternahm weitere zahlreiche Weltreisen, wurde Berater der UNESCO und zahlreicher weiterer Gremien und schrieb Bücher. Mit seinem zweibändigen Werk „Bibliopola“ schuf er eine großartig bebilderte Geschichte des internationalen Buchwesens. Er wurde vielfach geehrt und nahm bis zuletzt an der Entwicklung des Buchhandels Anteil. Bis ins hohe Alter hielt er glänzende Vorträge und noch vor zwei Jahren verschickte er Postkarten aus der Inneren Mongolei von seiner Diamantenen Hochzeitsreise. Wir alle verdanken ihm unendlich viel. Ohne ihn gäbe es die Buchmesse in ihrer jetzigen Form nicht. Unser Mitgefühl gilt seiner wunderbaren Frau Inge und seinen Kindern Barbara und Heiner.