Nachwuchssprecherinnen kommen aus dem Sortiment

Blogger erwünscht

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Nach zwei Vertretern aus Verlagen wurden soeben in Berlin zwei Nachwuchssprecherinnen aus dem Sortiment gewählt: Lisa Maria Keil von der Osianderschen Buchhandlung in Tübingen und Jana Zawadzki von der Mayerschen in Herne. Die rund 100 Nachwuchsparlamentarier schnitten in einer lebhaften Debatte die unterschiedlichsten Themen an:
"Der Nachwuchs muss einbezogen werden"

Nachwuchssprecher Tony Stubenrauch resümierte über die beiden Schwerpunkte, die er sich für seine zweijährige Amtszeit gesetzt hatte: Zum einen habe er versucht, auf die Arbeitgeber einzuwirken und ihnen die Wichtigkeit des Nachwuchses zu vermitteln: „„Wir sind der Zukunft - wenn man über Veränderungen spricht, muss der Nachwuchs einbezogen werden!“ Als zweiten Schwerpunkt habe er sich gesetzt, die Vernetzung unter den Auszubildenden und jungen Buchmenschen weiter voranzutreiben und sie zu Eigeninitiativen zu ermutigen: „Wer nur abwartet, bis etwas für ihn gemacht wird und sich zurücklehnt, der kann lange warten, es wird nichts passieren.“ Stubenrauch lobte ausdrücklich das Engagement der AG-Teilnehmer, die in den vergangenen zwölf Monaten freiwillig oft viel Zeit für Ideen und Projekte geopfert hatten.

Blogger willkommen

Katharina Scholz, Stubenrauchs Vorgängerin, die sich noch in der AG Digital engagiert, hatte berichtet, wie sich die Mitglieder via E-Mail und Skype auf dem Laufenden gehalten hatten. Auch die AG E-Books hatte sich Skype-Konferenzen getroffen. Die AG Generationenmanagement hatte Zahlen und Daten über Lesen und Leseverhalten gesammelt und den Workshop am heutigen Vormittag vorbereitet. Zu den Fragestellungen „Was ist das Buch von morgen? Was ist das Lesen von morgen?“ brachten die Workshop-Teilnehmer unterschiedliche, gesammelte Erfahrungen mit ein; mehrheitlich wurden dem Buch gute „Überlebenschancen“ eingeräumt. Interessant: Für eine überzeugende Gestaltung, Layout, Haptik sind auch Jüngere „bereit, 30 Euro für ein Buch zu zahlen“.

Mit der Design-Thinking-Methode versuchte die Gruppe, sich in Kunden einzufühlen, Kernprobleme zu umreißen, Ideen für die Problemlösung zu sammeln. Einen der Knackpunkte beim Lesen von morgen formulierte ein Auszubildender: „Inwieweit wird Lesen als Teil der gesellschaftlichen Anerkennung gesehen?“ Das werde letztlich auch die Zukunft des Buches entscheiden.

Da es gar nicht leicht sei, ständig aktuelle Erfahrungen von Auszubildenden und jungen Buchmenschen zu sammeln, wiesen die Nachwuchsparlamentarier auf den Buchbranche-Nachwuchs-Blog hin. Blogger seien immer herzlich willkommen – denn von den rund 100 Anwesenden bloggen bislang nur vier. Auch die Jungen Verlagsmenschen würden sich über aktive Leute freuen, die Lust zum Schreiben haben.

Zwei Buchhändlerinnen sind neue Nachwuchssprecherinnen

Christian Schrod von der Abteilung Berufsbildung im Börsenverein dankte unter großem Applaus der Parlamentarier für Stubenrauchs „unermüdlichem Einsatz“ und schenkte dem Bayern-München-Fan einen entsprechenden rot-weißen Fan-Schal. Um die Arbeit aber künftig auf mehr Schultern zu verteilen, wählte das Parlament in diesem Jahr in Berlin zwei Nachwuchssprecherinnen, die nach zwei Vorgängern aus Verlagen nun aus dem Sortiment kommen: Lisa Maria Keil von der Osianderschen Buchhandlung in Tübingen und Jana Zawadzki von der Mayerschen in Herne. Es sei wichtig, „mehr Werbung  zu machen für unsere buchhändlerischen Berufe“, hatte Keil zuvor erklärt und eine dringende Modernisierung der Ausbildung gefordert. „Selbst die sogenannten Neuen Berufsbilder stimmen schon nicht mehr mit der Realität überein, da ist das Leben einfach schneller“, sekundierte Zawadzki. Auch bei den Parlamentariern gab es sofort Anregungen, effektiver und praxisnäher auszubilden. Beklagt wurde der bei einigen der ganz fehlende Literaturunterricht, bei anderen, dass zu wenig zeitgenössische Literatur besprochen wurde.

Wünsche des Parlaments

Ein großer Wunsch des Parlaments war die Fortsetzung und Ausweitung des gerade begonnenen Patenschaftsprogramms. Allerdings sei es gar nicht einfach, Paten zu finden, da müsste man sich noch einmal überlegen, wie man Mitarbeiter aus Verlagen und Buchhandlungen dafür gewinnen könne. Schon das Ansprechen sei alles andere als einfach, „als Azubis kennen wir ja außerhalb unseres Betriebs erstmal gar nicht viele“. Da wäre es schön, nach anderen Möglichkeiten zu suchen. Mehr Informationen im Vorfeld wünschten sich viele Anwesende; dass es eine Facebook-Gruppe gibt, wussten nur einige. Auch das Thema Nachhaltigkeit wurde für wichtig erachtet, möglicherweise ergibt sich eine AG zu diesem Thema. Angeregt wurde, nach Möglichkeit am Vorabend anzureisen, sonst sei der erste Tag (in diesem Jahr sicher durch die hochwasserbedingten Zugverzögerungen erschwert) komplett stressig und das Kennenlernen der anderen Nachwuchsparlamentarier schwer. „Es macht doch Sinn, dass sich die 100 Jüngeren kennenlernen, damit spätere Vernetzungen in der Branche entstehen können – momentan aber reicht die Zeit nur aus, um ein paar kennenzulernen“, so eine Stimme.

Gewollt wurde einen stärkere Verzahnung zwischen dem Programm des Nachwuchsparlaments und dem Programm der Börsenvereins-Hauptversammlung. In diesem Zusammenhang wurde über  intensivere Debatten diskutiert: Zu viele Themen, die nur kurz angesprochen werden könnten. Am Ende stünde eine lange Liste, aber das sei unbefriedigend. Bereits im Vorfeld sollten die Parlamentarier sich austauschen und zu einer Agenda finden, so ein Vorschlag. Einzelthemen eigneten sich aber gut für die AGs, wurde widersprochen, sonst bleibe kaum Raum für spontane und allegemeinere Themen.